Renes Redekiste

Interviews & Polaroid-Fotografie

Goodbye Molotow.

Das Molotow.

Anker- und Drehpunkt meiner und wahrscheinlich auch deiner Indie-Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft?

MolotowDemoMolotow

All die Erinnerungen, all die Geschichten, die im Molotow begannen oder auch endeten. Fand doch hier meine Freundschaft mit Fizzy Blood ihren Anfang, welche nunmehr fast zehn Jahre besteht. Und endete für einen damaligen guten Freund von mir die Nacht im Club am Nobistor jäh, als er die DMA’S großzügig auf ein paar Gläser Gin Tonic einlud, nur um dann die Zeche zu prellen. Rauswurf, Nacht vorbei, so kann es eben auch gehen.

Die unzähligen, durchtanzten Nächte, in denen man dem Alkohol und auch dem DJ den letzten Rest Euphorie abgerungen hatte. Sei es nun die „noch wirklich nötige“ Sekt Mate-Mische, das letzte Bier, das zerstörerische Fuck Forever oder eben das euphorisierende Feels Like 37, welches peitschend durch die Lautsprecher jagte.

Quelle: YouTube, I OH YOU

Die Stunden auf den Sofas, gerne mal schlafend und meistens mit davongekommen.

Die grandiose 80er-Nacht im Dezember 2019 im Karatekeller, dann ein ganzes Wochenende auf dem Kiez geblieben und natürlich jede Nacht das Molotow frequentiert. Die Fotostreifen aus dem Automaten, L.A. Salami im Backyard bei feinstem Sommerwetter. Ein Abend, der sein Ende nicht im Molotow fand. Die Kompass-Releaseshow von Madsen, verbunden mit unendlich viel Schweiß, welchen wir aus unseren T-Shirts wrangen. Mein allererstes Interview – damals noch für concert-news.de – mit Hinds. Hola, was waren wir nervös! Die Damen nicht.

Quelle: YouTube, hinds 🙂

Frank Turner akustisch auf der Hauptbühne. Mit Broncho im Backstage plaudern, Jesper Munk auf den Zahn fühlen und nicht zu vergessen – Vollgas bei SONS, vor und hinter der Bühne. Eigentlich immer mit dabei, meine Sofortbildkamera. Ohne diese wären die Momente in der Dusche nur halb so schön dokumentiert worden. The Ninth Wave, SONS, Pabst, The Subways und sogar Miles Kane. Alle sind dem Ruf gefolgt und haben sich dort ablichten lassen. Die Konzerte in der Skybar: Ob Adam Angst oder Tom Allan & The Strangest, immer ein Gewinn! Und diese unzähligen Konzerte, Abende, Begegnungen und Begebenheiten haben sich in all in den Jahren zu einem riesigen Teppich aus Erinnerungen verwoben.

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„Muss dieser Name noch genannt werden? Oder sollte ich diese Geschichte noch erzählen?“ Klar ist, die Geschichten würden mir vorerst nicht ausgehen. Immer fällt doch noch etwas ein, noch eine Pointe und wurde tatsächlich Halloween im Indie-Schuppen des Vertrauens gefeiert?! Ja, wurde es und vielleicht ist hier der Ball an die Leserinnen und Leser abzugeben. Was fällt euch so ein? Welche Erinnerung tritt beim Lesen dieser Zeilen wieder in den Vordergrund?

DIE DEMONSTRATION

Als wir uns im vergangenen Jahr, am 30.12.2023, vor dem Molotow versammelten, war es nach zehn Jahren um den Standort Nobistor geschehen und für den Club selbst sah es auch nicht gut aus. Denn wohin? Und so waren wir an diesem Tag laut gegen das Kapital und die dem Spiel zugehörigen Finanzgeier. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es um die 5.000 Menschen waren, die dem Trauermarsch vom Nobistor bis zum Privathotel Lindtner beiwohnten. Natürlich dabei, meine Polaroid-Kamera. „Reporter ohne Grenzen“, lachte ein guter Freund am Vortag. Da musste ich auch lachen.

MolotowDemoKulturVernichten

Wir skandierten und tanzten vor dem Hotel, dem Ziel unseres abendlichen Spazierganges. War man in diesem Moment Teil einer Jugendbewegung? Haben wir gelacht, weil Tränen auch nichts ändern? Wir tanzten und ließen Hey Jude durch die Straßen klingen, bis die Disko ohne große Geste abgeschaltet wurde. Etwas schwach für eine Bewegung. Aber das Zeichen war gesetzt.

Und dies augenscheinlich effektiv! Denn das Molotow wird Ende März an einem neuen, geschichtsträchtigen Standort seine Pforten wiedereröffnen. 64 Jahre nachdem die Beatles an der Reeperbahn 136 spielten, wird es dann im ehemaligen Top Ten Club Konzerte, Tanzabende und auch neue Erinnerungen geben. Das Molotow wird also wieder da sein und vielleicht wird es relevanter sein denn je.

Molotow bleibt.

Quelle: YouTube, The Beatles

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