Renes Redekiste

Interviews & Polaroid-Fotografie

Press Play: SONS

Eject. Die Kassette einschieben. Kassettendeck schließen – Klick. Play. “Family Dinner” beginnt und reißt mich mit wie ein Orkan! Ein Brett von einem Song und das Album lässt nicht locker, wird mit “Ricochet” doch sofort fröhlich weitergeballert! Schlagzeug, Gitarre und noch mehr Gitarrenklänge halten mich fest. Ist der erste Titel noch nicht sehr stark vom hypnotischen Gesang eingefangen, ändert sich das bei Song Nummer zwei. Denn “Ricochet” geht sofort ins Blut und hier wurden wirklich alle Zutaten für einen guten Song in einen Topf geworfen. Eine starke Melodie, es wird geschrien, gebrüllt, ich kann nicht anders als meinen Hut zu ziehen. Pause.

Als ich heute eure erste Show des Abends sah, fiel mir etwas auf.
Das gleiche geschah auch beim Hören eures Albums, das mit
Family Dinner beginnt. Es ist signifikant, dass eure Songs einen großen Anteil an instrumentalen Parts besitzen.
Vielleicht macht euch das ja auch besonders …
Thomas:
Das könnte schon sein! Ich denke, das ist aber auch eher zufällig passiert, weil Robin nicht singen wollte.
Robin:
Ich kann singen, aber ich wollte es nicht.
Thomas:
Wir haben ihn dazu gezwungen!
Robin:
Jetzt ist es okay, aber am Anfang …
Jens:
Wir mögen einfach seine Stimme. Man braucht einen Sänger und er war der beste von uns vieren.
Robin:
Also vielleicht gibt es deswegen all diese instrumentalen Parts. Aber zum Glück haben wir mittlerweile auf vielen Festivals gespielt und sind dadurch immer mehr zu dem, was wir sein wollen, geworden. Das ist das was du heute gesehen hast. Das war nicht von Anfang an so (lacht). Die Atmosphäre war schon immer da. Das ist was wir schon immer tun wollten, ein wahres Klanggewitter, nicht so viel Gequatsche, einfach los! Wie bei den Ramones.

Play. “Naughty” peitscht weiter voran, bevor SONS mit “I Need A Gun” zum Tanzen einladen. Der Takt des Schlagzeugs, welcher sofort in die Beine geht, die springenden Saiten der Gitarren und nicht zu vergessen der Mitsingpart: I Need A Gun! Doch Obacht, der nächste Knaller lässt nicht auf sich warten! Denn “White City” ist eine wahres Klangfeuerwerk! In der Mitte des Songs jagt ein wilder Gitarrensound den nächsten, Hubschrauber fliegen durch die Soundkulisse: Still sitzen ist definitiv keine Option! Aber was ist das? Pause. Rewind. Klick. “Skin” ist die erste Möglichkeit zu Atem zu kommen. Zeit für eine weitere Erinnerung. Habe ich tatsächlich gefragt: Vielleicht macht euch das ja auch besonders? Ach stimmt, das Interview ging mit einer anderen Frage los …

Bands gibt es wie Sand am Meer. Was macht euch besonders?
Robin: Oh, das ist schwer! Ich weiß auch nicht. Okay: Wir spielen Gitarrenmusik, Rockmusik. Aber wir und die Leute bezeichnen uns als Garage Punk-Band! Ich denke, was uns besonders macht, ist die Tatsache, dass wir Einflüsse aus der gesamten Rockszene vereinen. Wir mögen die kalifornische Szene wirklich sehr, Ty Segall, Thee Oh Sees. Oder auch King Gizzard and the Lizard Wizard. Aber nicht nur sowas, auch Zeugs aus den 80ern, wie Black Flag und Minor Threat. Aber da er (Thomas) ein wirklich guter Blues-Drummer ist, mögen wir auch einige Hard Rock Sachen aus den 70ern, Led Zeppelin oder eben Black Sabbath. Da gibt es wirklich viele Einflüsse von überall!
Die ganze Band lacht: So besonders!

sonsmolotow

SONS backstage im Molotow.

Ein Wettbewerb

Arno: Und ich denke, wir nehmen uns nicht zu ernst. Wir haben als vier beste Freunde angefangen und das ist echt gut geworden. Aber wir hatten nicht ernsthaft vor eine Band zu werden.
Jens: Wir hatten nicht mal einen Auftritt, bevor wir diesen Video-Wettbewerb gewannen. 

Thomas: Tatsächlich waren wir nichts davor.
Robin: Dieser Wettbewerb kommt aus Belgien und nun ja, es ist ein Song Contest. In Belgien ist der ein echt großes Ding und man bekommt eine Menge Publicity, wenn man ihn gewinnt. Der Gewinner wird aus 1000 Bands oder so ausgewählt. Und der bekommt dann viel Airplay und so. Also wir waren wirklich nichts davor. Haben acht mal in Bars gespielt. Und als wir diesen Wettbewerb gewonnen hatten, da standen uns viele Auftritte bevor.
Thomas: Sobald wir diesen Wettbewerb durch hatten, haben wir um die 80 Auftritte in einem Jahr gespielt. Das ging alles sehr schnell.
Arno: Das ist nun nicht wie America’s Got Talent oder so. So ist das nicht. Du schickst einfach deinen Song ein und dann wählen sie drei aus, die sie mögen. Und diese werden dann im belgischen Radio gespielt.

Aber ich meine, drei Songs, das ist doch was!
Jens:
Das ist eine echt große Sache – in Belgien ist das ein großes Ding! Also, wenn du den gewinnst, dann öffnen sich viele Türen, zum Beispiel kannst du dann viele große Persönlichkeiten aus der Musikszene treffen. Auf tollen Festivals spielen und eine Menge Menschen erreichen. So lief das bei uns!

Wie heißt der Wettbewerb?
Jens:
De Nieuwe Lichting! Aber beinahe hätten wir den Song nicht eingeschickt, wir wollten das nämlich gar nicht. Aber Freunde von uns sagten: “Ihr müsst das tun, der Song könnte im Radio gespielt werden.” Und wir meinten nur: “Ach, nein, das wird niemals passieren!” Und nun sind wir hier, um zu sagen, dass es passiert ist, also …

Zeit, Das Tape umzudrehen

Quelle: YouTube, SONS

Eject. Die Kassettenseite wechseln. Klick. Play. Und “Waiting On My Own” zieht mich direkt zurück in den Sog. Mit “Keep On Going” geht es wild weiter! Das Luftschlagzeug wird hart von meiner Seite bedient und auch der Luftgitarre gönne ich keine Pause. Voran, voran! Etwas seichter beginnt “Tube Spit”, Zeit für die nächste Erinnerung …

Ihr kommt aus Belgien.
Niemand hat Belgien auf dem Schirm, wenn es um Rockmusik geht.
Es ist immer Großbritannien, vielleicht Amerika.

Könnt ihr andere interessante Künstler aus eurer Heimat nennen?
Robin: dEUS. Die sind tatsächlich sehr bekannt!
Jens: Oder auch The Glücks.

Thomas: Ich denke, dass die Rockszene in Belgien echt in Ordnung ist. Sie ist ganz schön groß! In Belgien ist es das gleiche wie in jedem anderen europäischen Land! Hip Hop und EDM übernehmen das Ruder. Aber nochmal, es gibt hier noch immer eine Menge Bands. Ich würde sagen, mehr als in den Niederlanden.

Als wir die Namen der anderen Bands lesen, die die Jungs aufgeschrieben haben, kann ich mein Erstaunen nicht zurückhalten: Balthazar, Equal Idiots?!

ThomasandRobinSONS

Szenen aus dem Backstage: Thomas schreibt eine Postkarte. Und Robin hat irgendwas erspäht …

ArnoSons

Arno von SONS.

Eine Geburtstagsfeier

Heute feiert das Molotow also Geburtstag.
Da wir über diesen Wettbewerb sprachen:
Seid ihr hier, weil ihr den gewonnen habt? Oder hat das Molotow euch eingeladen?

Jens: Tatsächlich, um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung. Ich weiß, dass unser Manager mal mit einer anderen Band hier gespielt hat. Das ist viele Jahre her.
Thomas: Nein, das hat nichts mit dem Wettbewerb zu tun.

Jens: Das war nur der Song im Radio. Und das ist auch schon zwei Jahre her.
Thomas: Ich denke, das wird es sein. Und seit zweit Monaten haben wir einen deutschen Booker. Ich weiß gar nicht, wie der heißt, wir haben ihn noch nicht getroffen.

Der 29. Geburtstag des Molotow. Das Interview, der Versuch Fotos vom Konzert zu schießen. Nein, das hat nicht sehr gut geklappt. Die schnell wechselnden Lichter in der Skybar, keine Erfahrung mit der Kamera, aber nun gut, zumindest habe ich es versucht! Die Band war entspannt, als wir uns zum Interview trafen. Coole Jungs! Das Bier so schön kalt und die Fragen? Die entstanden tatsächlich eher während unseres Gesprächs. Was für eine Nacht.

Eine Frage, die ich immer stelle:
SONS, Star Wars oder Star Trek?
Jeder aus der Band:
Star Wars! Ohne jede Diskussion!
Arno und Robin:
Aber er (Jens) hat noch nie einen Star Wars Film gesehen.
Hau ab! (Wir müssen alle lachen)
Jens:
Ich kenne Obi-Wan Kenobi.
Du hast es nicht gesehen? Nicht mal einen Film?
Jens:
Ich habe es versucht, bin aber eingeschlafen.
Was zur Hölle?!
Thomas:
Ja man, wir machen uns da immer drüber lustig, dass er tatsächlich keinen Film davon gesehen hat!

Es ist schon unterhaltsam, wie wir danach gemeinsam feststellen, dass ältere Generationen Star Trek wegen der Fernsehserie lieber mögen. Aber ich denke, dass auch Star Trek seinen Ruhm verdient hat. Was ist noch in dieser Nacht passiert? Wir versuchen meine ersten Erinnerungen an das Molotow zu rekonstruieren, scheitern, aber ich denke, dass ich nun wieder alles zuordnen kann! Und natürlich gab es da noch die zweite Show von SONS, die auf der Hauptbühne des Molotow stattfand: Eskalation pur! Aber halt, da spielt doch noch eine Kassette …

Ein letzter Song zum Tanzen: “Do They See Me”. Der finale Ausläufer der Sturms mit dem Namen “Family Dinner”, der sich nun beginnt aufzulösen. Durchatmen zu “Sneaky Snake”. Es wird ruhig. Und dann, nichts. Stille. Klick.

Und ja, ich hätte tiefer graben können, aber immerhin kennt ihr nun SONS.

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Text, Interview & Polaroid-Bilder: René Biernath
Instant Film: Colour, Mickey Mouse 90th Anniversay Edition, For Use With 600

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