“And so Sally can wait…”
Und so endet der schönste Abend dieses Jahres. Oasis untermalen die letzten Momente und Minuten in meiner Wohnung mit ihren wahrlich jedem bekannten und ikonischen Songs. “But don’t look back in anger, don’t look back in anger, I heard you say…”
Als mir der Gedanke kommt, dass dieser Moment, diese Momente gerade perfekt sind, sind für Congoroo bereits einige Stunden in Buxtehude vergangen. Ereignisreiche Stunden, denn Severin, Gregor, Mathias und Stefan sind heute in die Stadt gekommen, um ein Konzert zu geben. Nicht einfach nur irgendein Konzert, nein. Sondern es ist eines ihrer wirklich wenigen in diesem Jahr und sie taten es Deep Dyed gleich und spielten bei IsoVinyl, dem Schallplattenfachgeschäft in Buxtehude, einem Veranstaltungsort, der seinesgleichen sucht. Doch bevor ich von dem Konzert berichte, springe ich ein paar Stunden zurück.
Einige Stunden zuvor
Und zwar an den Zeitpunkt, an dem wir vor der Waschbar bei Burgern, Bier und derben Witzen das Eis brachen. Für diesen Nachmittag hatte ich mich in Sachen Redekiste nicht weiter vorbereitet (“Go with the flow”, “Was kommt, das kommt…”) und so schlüpfte ich in die Rolle des neugierigen Fans und stellte die Fragen, die mir auf der Seele brannten. Angefangen bei der Rückkehr von Linkin Park bis zum geteilten Ärger oder auch der gemeinsamen Enttäuschung darüber, keine Karten für die Oasis-Reunion erhalten zu haben, merkte man es doch wieder: Unsere musikalische Sozialisierung war einfach sehr ähnlich. Aber sprach ich nicht eben noch von meinen eigenen Fragen?
Was ist denn nun mit Album Nummer drei? Dieses Mal mit einem Label im Rücken oder geht es erneut über ein Crowdfunding in die Gänge? Die darauffolgende Antwort so vage wie einfach, man wisse es noch nicht, nur an neuen Songs, an denen mangelt es nicht! Und heute würde es bereits erste neue Lieder zu hören geben. Wenn da den Anwesenden das Bier nicht sogleich besser geschmeckt hat und die Vorfreude gleichzeitig gestiegen ist?! Denn Freunde von mir saßen mit zu Tisch und bevor wir Richtung Plattenladen aufbrachen, war sogar die Reisegruppe Dublin komplett vor Ort versammelt.
Die Sonne schien und der Sommer gab noch ein letztes Mal alles für uns. Die Schwüle des Nachmittags hatte sich bereits aus den Straßen der Altstadt verflüchtigt und somit blieb uns am Westfleth einzig das vor den Laden geräumte Mobiliar – bestehend aus einem schwarzen Ledersofa, mehreren Holzstühlen und einfachen Stehtischen – sowie der letzte schöne Abend des Sommers.
Im Plattenladen selbst hingegen ging es temperaturtechnisch nur in eine Richtung. Und zwar nach oben. Kurz nach 19:00 Uhr begannen Congoroo ihr Set mit Elephant Girls, um mit jedem folgenden Song die Temperatur steigen und den Schweiß des Publikums laufen zu lassen. Laut, schwitzig und heiß, so wird es die Band selbst am kommenden Tag auf ihrem Instagram-Kanal verlauten lassen. Wie laut und krachend es dann tatsächlich live vonstatten geht, bewies Hanging From A Tree und überraschte (erneut?) als wahre Abrissbirne! So heiß es mittlerweile im Raum war, so kalt waren zum Glück auch die aus dem naheliegenden Bierbaum importierten Hopfenschorlen. Wir konnten uns also glücklich schätzen und dies galt nicht nur in Bezug auf die Getränke…
Auch die neuen Stücke der Haller Truppe überzeugten die Zuhörenden, vor allem die letzte Neuvorstellung Arrival! Wie ich später erfahren sollte, stand dieser Song bereits für Dear Hurricane in der näheren Auswahl, doch schaffte es der Song – damals auch noch nicht ausgereift – nicht durch das bandinterne Auswahl-Punktesystem.
Da der Abend ohne Ticketverkauf auskam, wagte es der, oder besser gesagt ein, Hut eines Konzertgängers – nach einer mehr oder weniger klaren Ansage meinerseits – während des Konzertes crowdsurfen zu gehen. Und hatte damit seinen Zweck an diesem Abend mehr als nur erfüllt. My Spooky Forest, When You Were Young und natürlich Fly On The Pie sorgten für ein immer weiteres Erklimmen der Eskalationsstufen, was ich spätestens nach dem The Killers-Cover nicht mehr für möglich hielt. Nun wären Congoroo nicht der Live-Garant, den wir uns in die Hansestadt eingeladen hatten, wenn das schon alles gewesen wäre.
Doch ich will nicht lügen, die bis hierhin abgerissene Setlist hätte bereits gereicht, um den Abend nicht allzu schnell vergessen zu machen. Aber nun gab es noch eine Schippe obendrauf. Mit Dr., dem Eröffnungssong ihres ersten Albums, sorgte Mathias nämlich für ein wahres Beben. Wie von ihm eingefordert sprangen alle mit und ließen wahrscheinlich nicht nur den Betreiber des Plattenladens (welcher auf dem Verkaufstresen stehend das Geschehen filmte) staunen. Hände, die sich fassten, kleine Mädchen, die ihren Weg in das Publikum gefunden hatten, jung und alt, Freunde und Bekannte, alles sprang und die Stimmung fand mit dieser Zugabe ihren absoluten Höhepunkt.
Nach dem Konzert dann der tosende Applaus des Buxtehuder Publikums für ihren Besuch aus Halle, die Schallplatten und T-Shirts, welche ihre Besitzer wechselten und für noch freudigere Gesichter sorgten, die Gespräche der Bandmitglieder mit ihren Fans, all dieses Treiben ebbte irgendwann ab, um auch noch Raum für eine kleine Foto-Session zu lassen. Die Resultate könnt ihr hier genießen:
Als es zu späterer Stunde am Fleth bereits dunkel und stiller wurde und die meisten Besucher sich schon auf den Heimweg gemacht hatten, ging es auch für uns – mit wenig Marschgepäck – zur nahe meiner Wohnung gelegenen Tanke, um die letzten Getränke des Abends zu besorgen.
don’t look back in Anger
Frisch ausgestattet mit Dosenbier und Softgetränken machten wir es uns in meiner Bude gemütlich, mischten Getränke, quatschten, rauchten am Fenster und vielleicht schwelgte jeder der Anwesenden immer mal wieder für einen Moment in den Erinnerungen an den vergangenen Abend:
Die Dip-Diskussion und unser Gelächter vor der Waschbar. Die Gespräche über die Zukunft und die Vergangenheit. Die gemeinsam genossenen Getränke. Die karierte Hose. Oder vielleicht kam manch einem auch abseits der Erinnerungen die Erkenntnis, dass es für einen gelungenen Abend nur ein paar Freunde braucht, die alle für die gleiche Sache brennen.
Als Oasis aus den Lautsprechern schallen und das Konzert von Congoroo bereits in der Vergangenheit liegt, bleibt mir nur der Gedanke, dass diese Momente perfekt sind. Habe ich mich etwa gerade wiederholt? Nun, manche Dinge kann man gar nicht oft genug sagen. We don’t look back in anger. Es war der Abend des Jahres.
Torsten 20. September 2024
Moin Rene!Ich kann Dir nur zustimmen,ein sehr geiler Abend.Schön das ich dabeisein konnte.Solche Abende sollte es öfter geben.
Bente 22. September 2024
Du hast die passenden Worte für einen phantastischen und unvergesslichen Abend gefunden!
Danke, dass du die Herren nach Buxtehude gelockt hast.