Renes Redekiste

Interviews & Polaroid-Fotografie

False Lefty im Greenroom.

Als sich die Lichter im Turmzimmer des Uebel & Gefährlich nur noch auf die Bühne konzentrierten, wurde ich vergangenen März mehr als nur überrascht: Das ist doch Tom! Wie verrückt! Aber augenscheinlich nicht als Tom Allan & The Strangest. Gab es doch eine Zeit, in der wir uns beständig sahen, sind wir uns zuletzt zufällig 2022 auf Hamburgs Straßen in die Arme gelaufen und nun das. Die Freude war groß, die neue Musik in Gestalt von False Lefty kraftvoll und ich erinnerte mich wieder daran, wie sehr ich Toms Gesang doch schätze.

Einige Monate später fasste ich mir ein Herz und schrieb Tom eine Nachricht und so führte wie so oft eins zum anderen. Denn False Lefty, also Veva und Tom hatten Lust auf ein Gespräch. Und Zack ist vieles wie damals und gleichzeitig ist alles neu, als wir uns mit kalten Bier im Greenroom des Monkeys Music Club auf’s Sofa fläzen.

Tom, man kennt dich ja noch von Tom Allan & The Strangest, nun hast du mich mit Veva im März, im Vorprogramm von SONS, in Form von False Lefty überrascht.
Wie kam es zu dieser Konstellation?
Veva: Ich bin schuld.
Tom: Seitdem Veva mich kennt, bin ich schon immer etwas frustriert gewesen. Ich hatte Writer’s block, konnte also nicht mehr schreiben. Ich war auch immer seltener auf Konzerten – nicht nur wegen Corona – das war schon vorher. Ich glaube dieses „Schlagzeug, Bass, Gitarre, Gitarre“-Ding fing an mich so ein bisschen zu langweilen. Es klingt alles gleich, das ist alles eine Imitation der Imitation, wo ja auch irgendwie TAATS (Tom Allan & The Strangest) dazugehörte.

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Tom Allan & The Strangest 2019 im Clouds Hill Studio.

Dann waren wir in Wales, bei der Hochzeit meines Onkels und nach viel zu viel Bier saßen wir am Pier und ich fing wieder an zu jammern. Da drehte Veva sich um und sagte: „Ey, entweder du änderst jetzt etwas oder du hälst die Fresse. Weil ich kann mir dein Gejammer nicht mehr anhören.“ Da nahm ich mir dann wieder einen großen Schluck aus einem viel zu günstigen englischen Dosenbier und lallte: „Öhöhö, was soll ich denn ändern? Gibt ja nichts zu ändern…“ Und eher aus einem trotzigen Witz heraus drehte sich Veva wieder um und sagte: „Weißt du was, ich spiele jetzt Drums auf drei Trommeln und du spielst Gitarre auf drei Saiten und dann hast du ja wieder was Neues!“ Irgendwie ließ man das auch einfach so an dem Abend stehen und zwei Monate später mussten wir die Gitarre im Proberaum abgeben und dann fragte Veva mich, ob ich mich noch an diesen einen Abend in Wales erinnern kann. Und dann haben wir das einfach ausprobiert.
Veva: Ja, da stand das Drumkit von Nico, dem berühmt berüchtigten Nico Stallmann. Und Tom meinte, dass ich mich einfach mal da hinsetzen sollte. Da habe ich nur gefragt: „Oh, muss ich sitzen?!“ Daraufhin erwiderte Tom nur: „Dann steh halt.“ So haben wir einfach mal drauf losgejammt und irgendwie hat es von Anfang an funktioniert. Es hat uns beide gepackt das zu tun.
Tom: Lange Zeit war es so ein Ding, von dem wir dachten, dass wir es eher hobbymäßig nebenher machen. Statt Nachts Netflix zu gucken, gehen wir dann in den Proberaum und proben einen Kasten Bier leer. Dieser Gedanke, dass da doch mehr hinterstecken könnte, kam uns zum ersten Mal, als Fortuna Ehrenfeld sich mit uns in Kontakt gesetzt hatte und sagte: „Dieses drei Saiten, drei Trommeln, is‘ genau mein Schnack! Is‘ Reduktion, da machen wir was draus!“ Und der hat uns dann ermutigt auch zu sagen, ey, lass doch mal schauen, was da geht. Das haben wir dann gemacht. Und dieses SONS-Konzert war unser drittes Konzert. Im Januar hatten wir unseren ersten Gig und seitdem zog das auch irgendwie an. Wir haben den Eindruck, dass da echt was passiert und das ist ganz spannend. Alles kopflos gerade, mit dem Kopf durch die Wand!
Veva: Einfach machen, das ist irgendwie unser Prinzip.

War das jetzt wirklich so ein ganz spontaner Ausspruch und dann habt ihr euch gesagt – machen?
Veva:
Ja, das war ganz spontan. Und wir haben immer einfach gemacht. Ich habe vorher noch nie Drums gespielt. Habe auch überhaupt keinen musikalischen Background. Mit zehn Jahren habe ich ein bisschen Klavierunterricht gehabt und das war’s. Mir wurde immer gesagt, ich kann nicht singen, ich wäre unmusikalisch – hätte kein Rhythmus-Gefühl. Aber ich habe früher Kickboxen gemacht und irgendwie habe ich die Trommeln als meinen Gegner gesehen. Und dann habe ich halt statt nach vorne, nach unten geschlagen. Irgendwie hat mir das Instrument in meinem Leben gefehlt und seitdem machen wir einfach.

VevaMirrorFalseLeftyByRenesRedekiste

Die ersten Konzerte untight ohne Ende, aber ich glaube, darum ging es nie bei uns. Sondern um das Neuerfinden von erstmal uns, oder diesem Bandkontext. Frauen in der Musik, glaube ich, ist auch so ein großes Thema.

Veva Allan.

Tom schildert die damalige Situation:
Zu verkopft, zu sehr im Detail versessen wurden die Studioarbeiten mit Tom Allan & The Strangest. Nicht, dass all die Vorgänge nicht ihre Berechtigung gehabt hätten, nur irgendwo zwischen der Frage, welches Verzerrpedal es heute sein soll und wie das Schlagzeug zu bestücken ist, ging der Spaß verloren. Für die Zukunft ist all das nicht ausgeschlossen, das betont Tom extra, doch geht es mit False Lefty wieder einfach voran. Es wird sich dreimal an einem Song versucht, taugt trotzdem nichts? Dann weg! Und weiter! Scheiß Songs passieren, Punkt. Für ihn und Veva, die aus der Theaterbranche ebenso verkopfte Prozesse gewohnt ist, ist das ganze Projekt ein Befreiungsschlag. Nich‘ lang schnacken, einfach sofort los – kopflos!

Fortuna trifft False Lefty

Wie macht ihr jetzt weiter?
Aktuell gibt es drei Songs von euch zu hören, diese sind auch auf eurer Kassette zu finden und ihr tourt viel.
Was kommt als nächstes?
Wollt ihr eine EP aufnehmen oder wie viele Songs habt ihr im Gepäck?

Veva: Wir sind gerade bei elf Songs, die im letzten Jahr entstanden sind. Und wie geht es weiter? Martin, also Fortuna Ehrenfeld, meinte, dass er Lust hat unseren Sound so einzufangen, wie wir halt live sind. Weil das, was jetzt gerade auf Spotify ist, auch sehr perfekt klingt und wir live aber gar nicht so perfekt klingen.
Tom: Man muss sagen, die ersten drei Songs waren nicht von Martin produziert.
Veva: Genau, die waren nicht von Martin. Die haben wir im Maarwegstudio aufgenommen. Martin drehte sich also zu uns um und meinte: „Wisst ihr was? Wir ballern das mal eben durch! Ihr zockt das live ein und wir machen eine EP draus.“ Und eigentlich war es gar nicht so geplant, dass jetzt diese Session die EP wird. Eigentlich wollten wir uns fünf Tage im Studio einschließen und gucken was passiert. Drei Songs aus dieser Session sind auch schon auf der Kassette gelandet. Und drei weitere werden auch noch auf die EP kommen, so dass wir quasi mit sieben Songs auffahren können. Und Tanqueray, in der alten Version, wird auch drauf sein.
Tom: Anfang des kommenden Jahres soll dann eine EP herauskommen, die von Martin produziert ist. Und im Laufe des Jahres müssen wir schauen, wann wir nochmal ins Haldern Studio gehen. Wir wollen auf jeden Fall 2024 auch unser Debütalbum herausbringen. Plan jetzt ist erstmal die EP. Die wird wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres, im Januar, herausgebracht. Das hängt vom Mix ab, die ist nämlich gerade in der Mische. Und dann folgt das Album wahrscheinlich in der gleichen Arbeitsweise, Martin hinter den Reglern, wir einfach drauflos.
Veva: Und sonst einfach weitermachen wie bisher. Es kommen gerade ein paar kleine Festivals rein, das ist super für uns. Einfach den Arsch abspielen, so wie wir es bisher ja auch getan haben und anfangen weiter zu releasen. Kopf aus und weiter. Einfach machen.

Wie kam der Kontakt mit Fortuna Ehrenfeld zu Stande?
Tom: Ich bin ihm mal begegnet auf dem Orange Blossom-Festival durch TAATS damals. Aber man kannte sich nicht. Ich weiß gar nicht, wie der auf False Lefty aufmerksam wurde…
Veva: Doch, durch Biggi!
Tom: Durch Biggi!
Veva: Die auch heute Abend da ist. Sie macht den Merch für ihn. Die war bei unserem Tanqueray-Releasekonzert. Also bei unserem wirklich allerersten, was wir je gespielt haben und die hatte uns da gesehen und hatte das an ihn weitergetragen, dass sie eine ganz coole Band gesehen hat. Und Martin kam, glaube ich, dadurch dann auf uns zu. Wir haben uns irgendwie mal in einer Kneipe getroffen und ein Bierchen zusammen getrunken.
Tom: Mehr als eins, aber ja (lacht auf).
Veva: Es war auf jeden Fall mehr als eins, genau. Und so ist dann der Kontakt irgendwie entstanden.

Quelle: YouTube, FALSE LEFTY

Tom: Das war halt so geil! Der hat ja auch diese Arroganz und diese Dreistigkeit. Der kannte halt die drei Songs, die wir soweit veröffentlicht hatten. Ne, ich glaube zu dem Zeitpunkt war es nur Tanqueray.
Veva: Ich glaube es war noch D.I.G.!
Tom: Der dreht sich um und sagt zu dir: „Ich habe die Aufnahmen gehört, finde ich scheiße!“ Da musst du erstmal schlucken. „Kann ich besser.“ „Dann mach!“ „Ja, okay.“
Veva: Und das hat er gemacht.
Tom: Er fragt also: „Was habt ihr nächsten Monat vor?“ Sag du es uns! „Ich kenne ein gutes Studio in Haldern, kommt rum und dann schließen wir uns mal für fünf, sechs Tage ein. Handy aus, Laptop aus – nichts. Und wir machen einfach Krach.“ Er nimmt irgendwie eine komplette Palette Wein mit, wir drei Kästen Bier und machen Lagerfeuer. Und wir zelten draußen vor dem Studio.
Habt ihr wirklich gemacht?
Tom: Ja ja (lacht), haben wir wirklich gemacht!
Wann war das?
Veva: Im Juni, Juli glaube ich. Martin hat im Studio auf einer Matratze gepennt. Also wir hatten für fünf Tage ein ganz gemütliches Lager. Und Matthias Höfkens, der Studiobesitzer, halt eben auch. Gemeinsam haben wir uns da zu viert eine wirklich perfekte Kreativ-Bubble geschaffen. Ganz raus von allem.

Martin hat euch als Reinkarnation von Bonnie und Clyde bezeichnet…

Bonnie und Clyde sind in ein, ja Sie hören richtig, walisisch/oberösterreichisches Indie-Duo reinkarniert und plötzlich riecht hier alles wie Reifenabrieb nach einem Vollgas-Start auf der Straße Richtung Sonnenuntergang.

An den Drums wird hier schnell eine new sensation offenbar: Tank Girl, Punkbraut, Madonna, Blumenmädchen.

Mit roher Gewalt und einem einzigartigen Stil ballert Veva mit stampfenden Beats den Weg zum Tresor frei, während Tom lässig mit dem Ellenbogen durchs Regal geht und die erbeuteten Juwelen in Form von schmutzig geschliffenen britesquen Songzeilen für die Ewigkeit auf den Pokertisch wirft.

Fortuna Ehrenfeld

Was bedeuten euch solche Zeilen und was er für euch macht?
Tom und Veva:
Eine Riesenehre.
Tom weiter:
Weil wir beide schon davor riesengroße Fortuna-Fans waren.
Veva ergänzt: Ich muss gestehen, mein WhatsApp-Status ist seit Jahren: Nach Diktat verreist. Der Song ist von Fortuna Ehrenfeld. Und als wir ihn kennengelernt haben, war es mir richtig peinlich, dass wir unsere Nummern für WhatsApp austauschen, weil er ja jetzt sieht, was mein Status ist. Das war für mich schon ziemlich unglaublich. Er hat uns abgeholt, wir sind mit ihm ins Studio gefahren und ich saß da und dachte nur, krass, das passiert jetzt. Weil er das einfach wertschätzt, was wir tun.
Tom: Und das Coole mit ihm ist, der tippt halt auf den Tisch. Du musst schon ein dickes Fell haben mit dem, denn der sagt wie es ist. Ich erinnere mich an einen Moment im Studio, da ging es um einen Gesangstake für einen Song, wo sein Feedback das erste Mal nur folgendes war: „Scheiße.“ Und dann wieder: „Scheiße.“ Beim dritten Mal fragt er tatsächlich: „Alter, willst du Streit anfangen?“

TomRollingEyesFalseLefty

Ich muss zugeben, ich habe eigentlich auch immer so einen Produzenten gesucht, so dass ich mich mit einem anderen Musiker/Produzenten auch mal in die Haare kriegen kann. Um auch mal zu diskutieren: „Nee, ich mache das aber das so und so, weil…“ Sich auch einfach mal darüber zu streiten.
Veva: Und auf der anderen Seite muss ich aber auch sagen, was für eine total schöne künstlerische Wertschätzung ich mit ihm erlebt habe. Gerade zwischen euch beiden! Also Tom hat irgendwie angefangen einfach nur im Aufnahmeraum auf der Gitarre was rumzuklimpern und Martin schaut mich an: „Ist das ein Song von euch?! Habt ihr… Wie geil ist das denn?! Was macht der Junge da? Das ist genial!“ Von beiden Seiten hat es sofort funktioniert.
Tom: Er ist ein grandios toller Musiker! Auch wenn wir aus einem anderen Musikbereich kommen – im Endeffekt ist er ja ein Ex-Punk. Aber ein grandioser Musiker. Was der harmonisch drauf hat, wie der dann die Melodien wechseln kann, melodiös, da sagt er plötzlich: „Ey, pass auf! Ich höre da ’ne Melodie.“ Und dann summt er die einfach. Das macht Spaß! Ich bin gerade der junge Padawan von ihm. Ich sehe und lerne.

False Lefty – was für eine Bedeutung hat denn euer Bandname?
Falsch links?
Tom: Ja! Lieber ein falscher Linker, als gar kein Linker sein.
Veva: Es gibt diesen Spruch von einer Feministin: I would rather be a bad feminist than no feminist at all. Das ist glaube ich genau das, was wir auch mit dem links sein haben. Dass wir mit vielen Dingen der doch sehr dogmatischen linken Szene nicht mehr d’accord sind und unsere eigene linke Bubble kreieren. Wir nennen uns ja auch Company. Wir versuchen linke Klischees zu brechen. Ich habe Theater studiert, ich war in einer Bubble. Ich wurde aus meinem Studium gemobbt, weil mir gesagt wurde, ich bin eine “ weiße skinny bitch mit langen Haaren“ und dürfte bestimmte Dinge deshalb einfach nicht machen, aus meinem Privileg heraus. Wo ich manchmal einfach geschockt war, wieviel Abgrenzung da doch ist.
Es gibt immer noch einen besseren Linken.
Veva: Es gibt immer noch einen besseren Linken, genau! Und wir sind die Falschen.
Tom: Dann sind wir die bösen, schlechten, falschen Linken und sind aber trotzdem links. Fuck you, what can you do about it?! Es ist halt elitär geworden. Das siehst du ja auch an der Wählerschaft. Mir ist es egal, ob es um Grüne, SPD oder Linke geht, die Unterschicht, die Arbeiterklasse gibt es ja in dem Sinne so gar nicht…
Die gibt es schon, aber denen geht es halt so richtig scheiße.
Tom: Diese Leute, die wählen ja nicht mehr links. Das hat doch einen Grund. Und zwar dass links sein nur noch auf Elitäre, Akademiker oder die Mittelklasse zutrifft. Und dann läuft da doch irgendetwas massiv falsch. Alleinerziehende Mutter, Kind quengelt, muss irgendwie auch noch malochen gehen, soll sich dann aber zusätzlich so ein dickes Pamphlet der Linken reinziehen – was Wokeness bedeutet, sich mit 10.000 Szene/Bubble-Begriffen auseinandersetzen und erstmal Vokabeln lernen, was das eigentlich bedeutet. Das kann es nicht sein.
Veva: Welcher Dresscode ist eigentlich richtig? Das ist eben auch der Grund, warum ich im weißen Kleid auftrete. Einfach um Mädchen zu sein und eine Weiblichkeit darzustellen. Wofür man auch ausgegrenzt wird, in einer Szene, der man sich eigentlich zugehörig fühlt und der ganzen Idee, die dahintersteht.
Tom: Links sollte meiner Meinung, unserer Definition nach, eine inklusive Bubble sein. Offen für jeden, fucking Toleranz, das ist links sein! Compassion! Das ist ja das, was links sein für mich eigentlich bedeutet. Mitgefühl! Das, was jetzt gerade passiert, ist nicht inklusiv, sondern exklusiv. Bestimmte Leute werden durch ’nen Sprech, durch bestimmte Regeln einfach ausgegrenzt und fühlen sich nicht abgeholt. Und das finde ich doof. Das ist scheiße.
Veva: Es ist sehr akademisch geworden und wir versuchen irgendwie „Avanti Dilettanti!“ alles einfach nicht akademisch zu machen, sondern runterzubrechen und irgendwie relatable zu sein.
Tom: Drei Trommeln, drei Saiten, runterbrechen auf das wesentliche. Also wodrum geht es hier eigentlich?

Avanti Dilettanti

Und damit kommen wir zu euren Songs!
D.I.G., am Ende scheint ihr auf der Suche nach etwas Wahrem zu sein.
Seid ihr der Antwort etwas näher gekommen?
Veva: Es gibt kleine Momente, die mich irgendwie der Wahrheit näher bringen. Ich kann jetzt nur von mir sprechen, aber was mir glaube ich gefehlt hat, wenn wir auch von einem Bild sprechen, einem Rollenbild, was wir eben auch versuchen zu brechen und wiederzugeben…

Quelle: YouTube, FALSE LEFTY

Es gab ein Konzert, es war glaube ich sogar das mit SONS in Hamburg, wo in der ersten Reihe drei junge Punk-Mädels standen. Gerade mal 18 und die eine hatte auch total mit mir mitgetrommelt. Ich hatte das gesehen und sie hatte das voll gefühlt. Und danach ist sie zu Tom gegangen und hatte sich gar nicht getraut mich anzusprechen. Aber erzählte ihm, dass sie selbst Drummerin ist und das eigentlich schon aufgeben wollte, doch nun mich gesehen hätte und sagte: „Geil! Das ist genau das, was ich will! Dieses Einfache und wie schön sie aussieht…“
Tom: Das war so eine lustige Begegnung! Diese drei Mädels standen um mich rum und meinten: „Boah, die Drummerin, mega cool!“ Und ich sag: „Geht doch mal da hin. Sagt ihr das, die freut sich total!“ „Nee, das trauen wir uns nicht.“ (lacht)
Veva: Das war ein bisschen schade.
Tom: Weil du so streng wirktest.
Veva: Genau. Damit spiele ich ja auch. Aber das war etwas, wo ich dachte, okay, wenn man etwas reales finden möchte, dann ist es das irgendwie für mich. Dass Leute eben inspiriert werden, durch das, was wir tun. Um dadurch auch weiter Kunst oder Musik zu machen oder sich zu positionieren.
Tom: Oder wieder eine Niedrigschwelligkeit reinzubringen. Das ist ja auch dieser Punk-Ethos. Vielleicht machen wir jetzt keine Punk-Musik, aber das war ja auch damals, 1977, oder 1976, als Punk dann irgendwie kam, dieses „What we are doing, you can do that as well. Everybody can do this shit!“ Und ich glaube, das ist irgendwie auch unsere Ausssage! Jeder Musiker, kommt mal bitte von eurem fucking hohen Ross runter!
Veva: Macht was reales!

Beim erneuten Hören von Tanqueray bin ich an den Worten Champagne Socialist hängengeblieben. Hilf mir auf die Sprünge, was ist deine Definition für diesen Begriff?
Tom: Im Endeffekt ist es das, was wir bereits gesagt haben. Ich wollte dieses Bild kreieren von diesem linken Anti-Hero. Von einem reichen Typen, der Champagner trinkt, gegebenfalls in einer Villa sitzt und dann im Luxus sagt: „Ja, aber ich bin Sozialist.“ Doch dann irgendwie sagt: „Forcing it down your throat“, ich sage jetzt hier wie es lang geht, denn ich bin Sozialist.“ Aber ein fucking Champagne Socialist. Das war einfach ein Bild, was ich in dem Moment ganz cool fand. Also im Endeffekt ein reicher Sozialist, der im Luxus schwelgt und sich dann als sozialistisch schimpft.
Also ist es schon mehr eine Abrechnung?
Tom: Ja, ein bisschen.

Gleich geht es auf die Bühne, wie wichtig ist es für euch live zu spielen?
Tom und Veva erneut zusammen: Alles! Alles live.
Veva: In erster Linie immer live.
Tom: Das ist ja so geil, das hat Martin auch erkannt.
Veva: Deswegen, live aufnehmen, wenn wir ins Studio gehen. Live spielen.

FalseLeftyWithRenesRedekiste

False Lefty – Danke für den schönen Abend!

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