Die erste Lampe aus dem Blitzriegel zerplatzt und erleuchtet die Szenerie für einen, für den, kurzen Moment. Ich lege das Bild mit der Vorderseite nach unten auf den Tisch und bin einige Minuten später mehr als nur erfreut. Bingo, die SX-70 spielt mit, ich habe sie endlich verstanden. Die Welt gehört wieder mir. Wieder einige Minuten später holt mich das Folgefoto zurück auf den Boden der Tatsachen.
War ich zu hektisch und habe mir nicht die nötige Zeit und Ruhe gelassen? Bin ich doch noch nicht so vertraut mit dem Sucher? Welcher hier in Dublin wohl eher als Viewfinder bekannt ist. Dublin? Genau. Das Konzert von Congoroo in der irischen Hauptstadt, welches den Abschluss der kleinen Tour der Band in Irland bedeutet. Ich versuche noch einmal Gregor am Schlagzeug zu erhaschen, doch lasse dieses und andere Vorhaben letzten Endes fallen. Wozu die Jagd nach noch mehr Fotos? Ich bin komplett im Reinen mit mir und der Situation, also lasse ich mich einfach in das Konzert fallen.
Rückblende
Denn nach einem morgendlichen Flug Richtung Irland traf ich die Band aus Halle nach ihrerseits bereits zwei gespielten Konzerten auf der grünen Insel endlich wieder. Die erste Begegnung im März ist lange her und so hatte ich mich ein paar Stunden zuvor bemüht, die Überraschung möglichst, nun ja, überraschend ausfallen zu lassen. Unerkannt im Netz unterwegs, doch vor der Location standen die Jungs gerade vor der Tür. Ein Vorbeispazieren und ein Zwinkern später dämmerte es erst Stefan, dann Mathias und letzten Endes auch Severin, dass ich es bin. Stefan dazu: “Erst dachte ich nur: Geile Hose! Doch dann dieses Zwinkern…”
Die Freude war groß, Mathias stellte meine mitgebrachten Freunde und mich als “German Fuckers” dem Sänger von The Last Vinci vor und mit diesem Titel können wir für den Abend gut leben. Als dann auch Gregor dazustieß und wir uns ebenso begrüßen konnten, trennten sich wenige Momente danach unsere Wege. Die Band zog es zum Essen und uns in den Pub. Und somit blenden wir wieder vor die Bühne des Sin É.
Congoroo im Sin É
Andere zufällig im Pub gelandete Deutsche entschlossen sich nach ein paar ausgetauschten Sätzen zu bleiben. Und tatsächlich sind die eigentlichen Technojünger bereits nach den ersten Songs nicht nur überzeugt, sondern begeistert! So soll es sein. Das epische Elephant Girls und und das tanzbare, sowie peitschende 206 Dogs sind eben echte Selbstläufer, die das Publikum schnell auf Betriebstemperatur bringen! Denn musste nach dem ersten Song noch durch Mathias dafür gesorgt werden, dass die Zuschauer aufstehen, denkt nach 206 Dogs niemand mehr ans Sitzen.
Auch die Stücke vom ersten Album Up There, Not Here halten die Menschen vor der Bühne auf Trab, bis sie doch tatsächlich (wieder) When You Were Young covern. Wie in Halle auch hebt dieses Stück meine Laune noch ein paar Etagen höher – es ist ein Fest! My Spooky Forest, Fly On The Pie und auch Hanging From A Tree sorgen in einer gnadenlosen Dreierfolge für weiterhin steigende Stimmung und noch mehr Euphorie. Wie man das schaffen kann, ist auch mir ein Rätsel, doch Congoroo gelingt dieser Trick scheinbar mühelos. Sie drehen an den richtigen Schrauben und haben das Publikum sicher im Griff.
Stefans famoser Backgroundgesang fällt unserer Reisegruppe mehr als nur positiv auf und auch Gregors Schlagzeugspiel erfährt Bewunderung durch einen Angehörigen der Zufallsgäste aus Süddeutschland. Mit dem hoffnungsvollen Dear Hurricane scheint die Setlist ihr Ende erreicht zu haben, doch es soll ein letztes Mal laut und dreckig werden. Unavoidable Headache sorgt für einen letzten Rausch und den ebenso letzten Applaus.
Wir, das Publikum und Congoroo, sind und waren laut. Und man sieht, Demut und ehrliche Spielfreude machen sich bezahlt. Mathias, Stefan, Severin und Gregor sind Congoroo. Sie können vor großem und vor kleinem Publikum spielen. Und sie haben mir gezeigt, dass Rockkonzerte doch noch richtig Spaß machen können. Danke.