Renes Redekiste

Interviews & Polaroid-Fotografie

Deep Dyed live!

Deep Dyed sind zurück. Zurück in Buxtehude. Und dieses Mal sind sie in der beschaulichen Hansestadt, um ihr Debütalbum Unmade Beds live bei IsoVinyl vorzustellen. Nach ihrem erfolgreichen Auftritt im letzten Jahr beim Christmas Beat waren die Bande zwischen Iso und der Truppe bereits geknüpft und so ging es relativ leicht von der Hand, die Idee eines Konzertes im Plattenladen umzusetzen.

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Deep Dyed bei IsoVinyl.

Das erste Konzert

Was Deep Dyed an diesem Abend geben und was das bunt gemischte Publikum in Buxtehude zurückgibt, ist einfach unbeschreiblich. Nein, das ist gelogen. Es ist sogar sehr gut zu beschreiben, denn anscheinend ist alles wahr, was im Vorfeld gemunkelt wurde. Der Hunger auf Livemusik, die Notwendigkeit von Konzerten im kleinsten Rahmen, der dazugehörige DIY-Vibe. Alles ist da und all das funktioniert. Der Vorschlag der Band, im Plattenladen aufzutreten und diese Idee tatsächlich zu realisieren. Das Treffen im Hause IsoVinyl, um die von Lukas gestalteten Plakate auszutauschen und diese dann gemeinsam im näheren Umfeld aufzuhängen. Die Erwähnung im Buxtehuder Tageblatt, all das zeigt, dass Subkultur noch immer möglich ist. Sie erfordert nur viel Schweiß, Geduld und Hingabe. Doch wie man heute sehen kann, zahlt sich all der Aufwand aus.

Als John, Aylin, Hauke und Lukas ihr erstes Set beginnen, ist der Plattenladen trotz des noch guten Wetters angenehm gefüllt. Die sechs etwas ruhigeren Stücke kommen beim Publikum gut an, die Stimmung ist entspannt, die Getränke kalt und jeder Abschluss eines Songs wird mit einem weitaus mehr als nur wohlwollendem Applaus gefeiert. Und so spielt sich das Hamburger Quartett durch Nummern wie zum Beispiel Laundromat, mit It’s Not Easy geben sie ein Cover der Gruppe Geckos zum Besten, eine Hommage, da Johns Vater in dieser Band spielte, bevor sie das Set mit dem verträumten Orion abschließen.

AylinDeepDyedLiveAtIsoVinyl

Aylin Sengül (Gesang und Gitarre)

LukasDeepDyedLiveAtIsoVinyl

Lukas Tietkens (Schlagzeug)

HaukeDeepDyedLiveAtIsoVinyl

Hauke Seibt (Bass)

JohnDeepDyedLiveAtIsoVinyl

John Hintz (Gesang und Gitarre)

Das ist er also, der Tag, an dem Deep Dyed nach Buxtehude zurückkehren. Bevor es hier mit Set Nummer zwei weitergeht, genau, es gibt zwei Sets, drehe ich die Uhr um eine Stunde zurück. Wir sitzen draußen, zu Tisch, wie man so schön sagt und wagen vor der Konzertsause ein kleines Interview.

Das Interview

Ich hatte es damals noch auf Instagram nachgeschoben, ob es für euch Star Wars oder Star Trek ist. Daraufhin habt ihr mit 2001: A Space Odyssey geantwortet. Wieso?
Lukas: Weil das mein liebster Stanley Kubrick Film ist.
Und wenn ihr euch auf einen der Filme festlegen müsstet?
John: Star Wars und Star Trek sind so gar nicht mein Ding. Da bin ich leider raus.
Hauke: Schwierig, vielleicht Star Trek. Es ist ingesamt eine harmonischere Sache. Bei Star Wars gab es die ersten drei Filme, dann die zweiten drei und bei Star Trek ist es mehr ein Ding, das einfach besser zusammenpasst.
Lukas: Hä? Jar Jar Binks?
Hauke: Ja, der ist bei Star Wars.
Lukas: Ja, aber das ist mein Lieblingscharakter!
Aber der hält doch nicht die Saga zusammen!

Lukas: Na hundertpro man (lacht)!

Wir treffen uns jetzt bereits zum dritten Mal in Buxtehude.
Was bedeutet die Stadt mittlerweile für euch?
Lukas: Fühlt sich immer an wie Urlaub, wenn man hier ist. Für mich steht Buxtehude für Gigs außerhalb der Norm. Direkt vor Weihnachten hatten wir vorher noch nie einen Gig gespielt und in einem Plattenladen haben wir auch noch nicht gespielt. Das sind schon eher so außergewöhnliche Locations.
Aylin: Und unser erstes Interview hatten wir hier.

Ich habe nochmal durch besagtes Interview gestöbert und Lukas sagte damals, es ist geil, ein Tape zu besitzen. Nun habt ihr eine Platte, wie fühlt sich das denn an?
Aylin: Noch geiler!
Lukas: Es ist ein kleiner Meilenstein! Das ist auch das, was ich wollte. Sie klingt geil! Shoutout Christian (Bethge)!
John: Und Ryan Leverenz-Mompellio. Ohne die beiden wäre diese Platte nämlich gar nicht erst zustande gekommen.
Wieso?
John: Na ja, wir haben im Off Ya Tree Studio aufgenommen, da hatte uns Ryan zu eingeladen und dann auch gleich angeboten, die Platte zu mixen.
Lukas: Das haben wir erstmal abgelehnt (schmunzelt).
John: Genau, wir haben erstmal dankend abgelehnt. Und sind dann später erbärmlich angekrochen gekommen. Dann hatte er das gemixt und wir waren einfach sofort alle hookt. Und danach ging das weiter an Christian. Ich habe Christian tatsächlich im Internet gefunden und dann kam heraus, dass Lukas den schon kannte.
Lukas: Eine Freundin, Maxi – Shitney Beers, hatte ihre letzten beide Alben mit Christian zusammen gemacht. Das eine hatte sie, glaube ich, auch bei ihm im Studio aufgenommen. Und sie hatte ihn empfohlen. Da dachte ich einfach, ist ‘ne gute Connection, kennt uns schon …

Von der Platte zum Heimathafen eurer Platte:
La Pochette Surprise Records

Wie ist es so auf diesem Label zu sein?
Was bedeutet La Pochette für euch?
John: Also La Pochette bedeutet vor allem Freiheit. Wir können wirklich alles machen, was wir wollen. Und Velvet ist immer am Start und supportet uns damit. Also da gibt es überhaupt keine Vorgaben, wenn nicht sogar eher Support und Ideen, die er mit einbringt. Und auch finanziell hilft er uns natürlich total, mit der Platte und allem, was jetzt noch so kommt. Wir fühlen uns dort sehr gut aufgehoben.
Hauke: Und generell sind wir mit voll vielen anderen Bands vom Label befreundet, das ist einfach wie eine Familie.
Aylin: Das ist auf jeden Fall total das gute Netzwerk und Supportsystem. Wir teilen uns auch den Proberaum mit einer weiteren Band, Die Eitelkeit. Sind die eigentlich auch bei La Pochette?
John: Ich würde mal behaupten, dass die mit zum Kosmos gehören.
Aylin: Es ist auf jeden Fall super wertvoll, über La Pochette so ein Netzwerk zu haben.

Deep-Fried

Bevor wir zur nächsten Frage kommen, werden Fremdgetränke gezeigt, die Pommes gereicht und es gibt vegane Mayo, genau – vegane Mayo!

John, du hast im Buxtehuder Tageblatt das Bedürfnis nach mehr DIY-Konzerten ausgesprochen, auch in Hamburg.
Es gibt sie eben anscheinend gar nicht mehr.

John: Es gibt den Raum dafür eher nicht. Aber hin und wieder gibt es sie schon noch. Das ist halt das Schöne hier in Buxtehude, dass wir mit dir und Iso da einfach, mit gar nicht so großem Aufwand, so eine Veranstaltung organisieren können. Und ich glaube, das ist eben wichtig für die Leute. Auch in Buxtehude. Für die jüngeren Leute, einfach mal rauszugehen und eine coole Band zu sehen.
Lukas: Dass es halt funktioniert. Und dass es gar nicht so weit weg ist.
John: Genau, dass sie nicht extra nach Hamburg müssen. Also veranstaltet mehr Do It Yourself-Konzerte!
Lukas: Bin auch ein bisschen für Wohnzimmerkonzerte.
John: Lautstärke ist halt oft einfach ein Problem, selbst in der Großstadt. Also wenn sich jetzt schon die Leute, die auf den Kiez ziehen, über die Lautstärke beschweren und dass obwohl sie wissen, wo sie hinziehen. Und das ist halt das genaue Gegenteil von dem, was die Stadt unserer Meinung nach braucht.

Euer nächstes Konzert steht schon in der Pipeline.
Denn am 31. August spielt ihr mit eurem Support Shybits im Hafenklang – was könnt ihr den Leuten für diesen Abend versprechen?
John: Dass es auf jeden Fall ein Abend wird, den man nicht verpassen sollte, wenn man sich für Indie-Musik interessiert.
Lukas: Es gibt ein Feuerwerk!

DeepDyedAylinLiveAtIsoVinyl

Deep Dyed LIVE!

Es wird laut

In der Pause nach Set Nummer 1 kommt das Publikum aus jung und alt zusammen, man stellt sich vor, tauscht sich aus, alle begegnen sich auf Augenhöhe, bevor es endlich mit dem lauten Set losgeht. Es ist tatsächlich lauter, schneller und so spielen sich Deep Dyed durch Stücke ihrer ersten EP (unter anderem Soft Psychosis), doch der größte Teil des Konzertes wird mit Stücken aus dem aktuellen Album bestritten. Und es gibt sogar zwei neue Songs zu hören! Doch der Live-Killer ist wieder und noch immer Dracula Force! Eine energiegeladene Nummer, die immer mitreißt. Selbst beim für mich mittlerweile dritten Mal live hören hat der “Vampir-Song” nichts von seiner ursprünglichen Explosionskraft verloren. Und so kommt es, dass nicht nur ich, sondern auch andere Personen im Plattenladen von der Live-Qualität des Liedes mitgerissen werden. Köpfe werden geschüttelt, es wird getanzt und nach Abschluss der Nummer frenetisch gejubelt. Dieser Jubel hält an und beflügelt Deep Dyed zu nicht nur einer, sondern gleich zwei Zugaben. Buxtehudes Live-Szene brennt wieder. Danke Deep Dyed.

DeepDyedRightAfterTheirSetAtIsoVinyl

Was zu sagen bleibt:
“Leider müssen wir unser Release Konzert am 31. August auf unbestimmte Zeit verschieben. Es ist zu einer privaten Situation gekommen, die so nicht zu erwarten war und die es unmöglich macht, das Konzert zu spielen. Wir arbeiten an einem Ersatztermin. Die Tickets bekommt ihr selbstverständlich erst einmal zurückerstattet. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder. Aylin, Hauke, John & Lukas”

Dafür erscheint am 1. September aber die Past Midnight Version von Unmade Beds. Diese beinhaltet neben den bisherigen Songs vier weitere Bonus Tracks. Dazu sagt John: “Wir haben im Studio einfach zu viele Songs aufgenommen und leider haben nicht alle auf das Album gepasst. Außerdem spielen wir seit einiger Zeit das Cover von den Geckos live.” Somit gehört das bereits erwähnte Geckos-Cover ebenfalls dazu. 

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