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Trefft Danny Toeman!

Es ist kalt und windig, der Dezember hat gerade erst begonnen und Danny Toeman ist in Berlin unterwegs, um an diesem Abend einen Auftritt in einer Friedrichshainer Bar zu absolvieren. Danny wer?

Die Fragezeichen werden sich gleich in Luft auflösen, denn Danny Toeman gehört mittlerweile seit einigen Jahren zum Dunstkreis der Redekiste und nun schaffen wir es endlich zu einem, wenn auch kurzen, Interview. Unser letztes Treffen in Camden wurde nur auf Instagram dokumentiert, doch die gemeinsamen genossenen Getränke sind nicht in Vergessenheit geraten. Heute lassen wir es etwas ruhiger angehen, denn wie erwähnt, der Entertainer aus London muss gleich noch auf die Bühne!

Zeit über Berlin, ein mögliches Album und über den Mann selbst zu sprechen, einen herzlichen Applaus für Danny Toeman!

Wie ist es für dich in Berlin?
Danny: Berlin ist toll! Es ist eine Stadt mit so viel Geschichte! In der kurzen Zeit, in der ich hier bin, habe ich versucht wirklich alles in mich aufzusaugen: Die Sehenswürdigkeiten, die Geräusche, die Gerüche und auch die verschiedenen Geschmäcker von Berlin! Und natürlich ist da auch noch die Musikszene.
Uuh – gibt es da etwas über die Musikszene, das du mit uns teilen willst?
Danny: Ich wusste nicht, was ich erwarten sollte. Jeder sagte mir vorher, dass es hier nur Techno gibt, aber tatsächlich habe ich eine großartige Jazz-Szene vorgefunden! Viele wirklich talentierte Musiker spielen hier jede Nacht, um immer besser zu werden.

Wenn du nun Berlin mit London vergleichst, wo du lebst – ist es besser hier?
Danny: Ich würde da jetzt keinen Vergleich ziehen wollen. Ich habe die meiste Zeit meines Lebens in London verbracht und hier in Berlin habe ich gerade mal an der Oberfläche gekratzt. Es fühlt sich schon so an, als ob die unabhängige Musikszene kleiner wäre, aber es gibt hier auf jeden Fall eine Menge Leidenschaft. Und um ehrlich zu sein, in London wird es mit jedem Tag auch ein bisschen weniger, da die Läden schließen, in denen man spielen kann und dadurch werden es beständig immer weniger Orte für Musiker. Es wird einfach schwieriger aufzutreten. Aber ich bin mir sicher, dass sich das wieder fangen wird. Berlin ist natürlich auch eine sehr große Stadt.

Also wirst du nach Berlin zurückkehren?
Danny: Ich hoffe es! Hier gibt es eine Menge toller Läden, die ich in den letzten Tagen besucht habe und es wäre wirklich toll hier mit meiner Band aufzutreten – der Love Explosion Band! Und dann touren wir durch ganz Deutschland und natürlich auch durch Europa!

Eine wichtige Frage

Wie wurde Danny Toeman, also wie wurdest du, Nord Londons wildester Entertainer?
Was ist deine Geschichte?
Danny: Was meine Geschichte ist? Oh, ich weiß es nicht! Also gut, ich wurde geboren, ich konnte singen – es hat sich alles so ergeben. Ich bin auf der Bühne gelandet, habe mit meinem Arsch gewackelt und die Leute scheinen das zu mögen! Und wie gesagt, ich konnte eben auch singen und das scheint den Leuten auch zu gefallen. Und mit jedem Auftritt habe ich ähnliche Rückmeldungen bekommen, also habe ich immer weiter gemacht und eines Tages nannte mich ein Kritiker den King of North London Soul! Den Titel habe ich einfach beibehalten.

Hoffentlich werde ich eines Tages der King of London Soul.
Dann der King of British Soul.
Und dann der King of European Soul.
Am Ende bin dann einfach nur der King of Soul.

Danny Toeman, Berlin, Dezember 2022

 

Quelle: YouTube, Danny Toeman

Du hast gerade eine neue Single veröffentlicht – Feel My Soul.
Was kommt als nächstes?
Wieder eine Single und dann immer so weiter?
Fütterst du einfach nur den Spotify-Algorithmus oder arbeitest du an einer Platte?

Danny:
Das ist eine sehr gute Frage! Ich würde es lieben, eine Platte zu machen! Aber es scheint nicht so, als ob das finanziell möglich wäre. Die Songs, die ich aufnehmen möchte, kosten eine Menge Geld. Einfach, weil ich in den richtigen Studios arbeiten und die besten Musiker haben möchte, die die Songs mit mir einspielen. Die Stücke sollen vernünftig gemischt werden und all das wird sehr teuer. Und um ganz ehrlich zu sein, ich glaube, um ein Album zu machen, musst du schon ein etablierter Künstler sein.

Tatsächlich habe ich vor ein paar Jahren ein Album aufgenommen. Aber ich hatte mich dagegen entschieden, es als Album zu veröffentlichen und wollte es lieber Song für Song veröffentlichen. Das ist einfach besser, um mich bekannt zu machen, da ich so immer wieder neue Aufmerksamkeit generiere. Doch nun gelange ich an einen Punkt, an dem mich neue Fans frage: “Wann kommt dein Album raus?” Und dann denke ich mir, okay, nun muss ich wohl ein neues Album aufnehmen, was viel Zeit und Geld in Anspruch nehmen wird. Ich hoffe ein Album zu machen, aber für die nähere Zukunft habe ich noch ein paar einzelne Songs, die nur darauf warten, veröffentlicht zu werden!

Zwei letzte persönliche Fragen

Was ist der Schlüssel zum Unglücklichsein?
Danny: Im Grunde ist der Schlüssel zum Unglücklichsein eine Mauer um sich selbst zu errichten. Und sich in diesem Raum auf einen gigantischen Thron zu setzen, also zu denken, dass du die wichtigste Person auf der Welt bist und es niemand anderen gibt. Das ist der Schlüssel zum Unglücklichsein.

Wer bist du?
Danny: Das versuche ich selbst noch herauszufinden, denn es gibt viele Danny Toeman’s. Da ist der Künstler auf der Bühne und dann gibt es den Danny, der eine Mauer um sich selbst errichtet und sich auf einen gigantischen Thron gesetzt hat. Und dann ist da noch, aah, ach … wer bist du? Du und deine schwierigen Fragen. Darauf war ich nicht vorbereitet, lass mich kurz nachdenken.
Ich gebe dir einen Moment.
Danny: Ich bin einfach ein Typ, der am glücklichsten ist, wenn er auf der Bühne steht, singt und die Band hinter mir richtig Gas gibt. Wenn die Leute vor uns richtig durchdrehen und das, was wir machen, lieben. Dafür lebe ich. Das bin ich. Jede Sekunde Sekunde des Tages arbeitet auf diesen Moment hin. Ich würde es lieben, so leben zu können. 24 Stunden am Tag. Aber so läuft das Leben leider nicht. Wer bin ich? Das andere Ich ist eine sehr ruhige und bescheidene Person, ich versuche einfach mein Ding zu machen, durch’s Leben zu kommen und jeden Tag gut hinter mich zu bringen.
Also bist du ein netter Typ.
Danny: Wenn du das denkst.
Ich denke schon. Danke Danny!
Danny: Danke dir René!

Das war es also, das kurze Interview mit dem verrückten Engländer, den meine kleine Schwester und ich 2018 bei einer Sofar-Show in Hamburg kennenlernten. Danke hier an Tom Allan & The Strangest, ohne die wir nicht dort gelandet wären!

Lange ist es her und doch haben uns alle Wirrungen der vergangenen Jahre an diesem Punkt in Friedrichshain zusammengebracht. Wer nun angefixt ist und mehr von Danny Toeman will, besucht einfach seine Webseite, die bereits in der Einleitung verlinkt ist. Der Auftritt, der unserem Interview folgte, ist hier zu finden. Live aus dem Artliners: Danny Toeman!

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Danny Toeman und ich, wie wir kurz vor dem Auftritt noch durch ein paar Plattenkisten stöbern.

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