Renes Redekiste

Interviews & Polaroid-Fotografie

Pearly Whites

“Stell dich mal da hin und tu so, als ob du ein Selfie machen würdest. Und schön blöd grinsen dabei!”

Bereits im Winter 2019 weiß ich, dass dies das Bild zum Song Pearly Whites sein wird. Was ich damals noch nicht weiß, kann dagegen Bände füllen. Denn ich weiß noch nicht, dass ich das Grinsen auf dem Foto übermalen werde und ich weiß auch nicht, dass es für eine sehr lange Zeit meine letzten Stunden sein werden, die ich in England verbringe. Der Abschied fällt mir dennoch nicht leicht, als ich mit unter anderem diesem Foto, dem Interview mit Fizzy Blood auf meinem Smartphone und Tims Hinweis, es doch mal mit David Bowie zu versuchen, Leeds verlasse.

Doch was hat all das mit Pearly Whites zu tun? Das geschossene Polaroid steht nun einmal im direkten Bezug zum Song. Und der Weg zum fertigen Bild soll hier zumindest anerzählt werden. Als Tim, Jake und ich uns nach dem Treffen mit der gesamten Truppe auf den Weg in das Stadtzentrum von Leeds machen, habe ich noch keine Ahnung, wie sehr dieses Projekt ausufern wird. Wie eine Hydra, der man einen Kopf abschlägt. Mit jedem erfolgreichen Hieb wachsen zwei neue nach. Das Interview, die Bilder, auf den Fotos zu malen? Diese Idee kam mir tatsächlich erst in Deutschland.

Ein Lächeln?

Denn dass Jake nun mit diesem monströsen Grinsen verunstaltet ist, hat zwei Gründe. Der erste ist ziemlich einfach, ich bin kein besonders guter Maler. Zweitens, ich habe mich von einer Maske des Jokers aus einem New Yorker Comicladen inspirieren lassen. Somit ist das, was auf den ersten Blick wie eine Perversion der eigentlich Idee wirkt, eigentlich nur logisch – ist das Thema von Pearly Whites eben der ungesunde Umgang mit Social Media, welcher solch eine Perversion unserer Selbst erschafft.

Umm, so, Instagram kind of ruined my life
Umm, well I guess I should say social media in general
It really has shifted, umm, completely how I view myself and the world
And it’s just… like I said in my caption I’m exhausted
It”s really… I don’t know, it’s really killed my self-esteem

Fizzy Blood – Pearly Whites

Mit dieser Abrechnung, der vierten Vorabveröffentlichung von ihrem kommenden Debüt Pan Am Blues, stellen Fizzy Blood einiges klar:
Ihr Songwriting brilliert noch immer auf höchstem Level und die Tage der EP’s Feast oder auch Summer of Luv sind endgültig gezählt. Und erneut wirft die Band einen Blick hinter die Fassade und transportiert so viel mehr, als der gute Laune machende Song beim ersten Hören vermuten lässt

Somit bewegen sich Fizzy Blood immer weiter Richtung Pan Am Blues. In neuem Gewand. Denn Stillstand ist Tod. Nach der Single Ka Palaho Beach ist Pearly Whites eine weitere Abrechnung mit den großen Themen unserer Gesellschaft.
Selfies, Filter, Photoshop, wann nur sind wir falsch abgebogen?

PearlyWhitesFirstScan

Das unbearbeitete, originale Foto von Jake.

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