Wie es wohl ist in einer Rock-Band zu sein?
Eine gute Frage und auch ich habe sie mir bereits gestellt. Von Touren durch verschiedene Länder geträumt, mir geheimnisvolle Backstage-Räume vorgestellt-was passiert so im Privatleben meiner Lieblingsmusiker?
Fragen über Fragen und ich brauchte Antworten!
Als Fizzy Blood ihre erste eigene Headline-Tour durch England spielen, bin ich eingeladen dabei zu sein und somit reise ich von Leeds über Birmingham bis nach London im Van mit und fange für mich und euch ein paar Eindrücke ein. Bewaffnet mit meiner Polaroid-Kamera und ein paar Notizblöcken startet am 24. Februar endlich mein Flugzeug aus Hamburg!
Am frühen Nachmittag lande ich in Leeds und was mich noch wach hält, weiß ich auch nicht genau. Es war eine lange Nacht im Molotow und die wenigen Stunden Schlaf sind kaum der Rede wert. Eigentlich soll ich am Flughafen eingesammelt werden, aber leider steckt die Band im Stau fest (sie kommen gerade aus Glasgow). Somit mache ich mich selber auf den Weg zum Headrow House und es klappt erstaunlich gut! Als ich dort ankomme, sind die Jungs noch immer nicht da, aber ich erblicke einen hoffnungsvollen Wegweiser. Auf ihm steht: Beer hall
Also setze ich mich in diesen Bereich des Headrow House, mache mir beizeiten ein wenig Sorgen, ob ich wirklich richtig bin, aber dann sehe ich Tim hereinkommen und meine Sorgen sind fort. Endlich sehen wir uns wieder und auf einmal beginnt das Abenteuer!
Ciaran, Benji, Jake und letztlich auch Paul (der schon zu diesem Zeitpunkt ein Freund von mir ist) sind bereits am Ausladen. Nach einer schnellen, herzlichen Begrüßung, fange ich an mit auszuladen und lerne dabei Neil, den Tour-Manager und Fahrer dieser Tour kennen. Der Konzertbereich des Headrow House befindet sich oben (es ist ein ziemlich großes Gebäude) und nach einigen Treppenstufen und mehreren Fahrstuhlfahrten ist alles an Ort und Stelle. Verdammt, es ist wirklich kalt hier! Es wird auf dieser Reise öfter ziemlich kalt sein …
Während ich helfe, einige der Gerätschaften auf die Bühne zu bringen, fällt mir auf, dass Tim seinen von mir erhaltenen Spitznamen beibehalten hat: Chesney Hawkes
Das ist ziemlich abgefahren und ich freue mich sehr darüber!
Als Fizzy Blood mit dem Soundcheck beginnen, muss ich eingestehen: Wow, das ist laut! Jake bearbeitet sein Schlagzeug wie der Leibhaftige und wie gesagt, wir sind hier erst beim Soundcheck. Einige meiner Lieblingssongs dröhnen aus den Lautsprechern (unter anderem „ADHD„, und „Patience“), sodass meine Vorfreude auf das Konzert nur weiter steigt!
Nach einer Weile ist der Soundcheck vorbei, der Merch-Stand aufgebaut und wir? Ja, wir sind wirklich hungrig! Somit zieht es uns zu Taco Bell und direkt danach wieder zurück zum Headrow House. Im Backstage findet sich eine Flasche Rotwein, ein Geschenk des Hauses, da das Konzert ausverkauft ist! Zu Feier des Tages wird diese von Paul geköpft und der Flascheninhalt brüderlich geteilt. Eine Flasche Wein auf sieben Köpfe verteilt, auch ihr merkt, es wird gefährlich!
Wie schon oben erwähnt, das Konzert ist mit 150 zahlenden Gästen ausverkauft und nachdem ich Benjis echt tolle Eltern kennenlerne, geht das Konzert auch schon los! Den ersten Support verpasse ich ganz souverän und sehe auch nur noch ein wenig von der Show von „Forever Cult“. Ein paar Worte werde ich im nächsten Tour-Bericht über sie verlieren, denn da sehe ich sie auch live auf der Bühne.
Und dann geht es auch schon los! Fizzy Blood erklimmen die Bühne und sind bereit alles zu geben! Das Publikum erwidert diese Einstellung und gibt Vollgas, während die Band sich durch eine wirklich starke Zusammensetzung alter und komplett neuer Songs spielt. Was genau gespielt wurde, könnt ihr hier nachlesen.
Die Stimmung gleicht einem Hexenkessel, als die Band ihren letzten Song des Abend spielt: „January Sun“. Es wird geschubst, geschrien, gesprungen, ja, es ist eine Party, die einer ausverkauften Show in der Heimatstadt würdig ist! Benji gibt sein bestes, um die Meute weiter aufzuheizen und am Ende greift sich ein wirklich leidenschaftlicher Fan sein Mikro, was für eine Aktion! Der namenlose Fan schreit den letzten Part des Songs in das Mikrofon, bis der Mikrofonständer bricht und ja, mehr Rock ‚N‘ Roll geht nicht! Respekt dafür!
Bevor wir plötzlich all unseren Kram aus dem Laden schaffen müssen, signiert die Band noch Poster am Merch-Stand und dann ist es soweit. Die ausverkaufte Show in der Heimat ist vorbei. Lasst uns feiern gehen!
Die Zeit mit Jakes Familie, der Band und deren Freunden ist einfach fantastisch und einen Moment möchte ich unbedingt mit euch teilen. Als wir in einem Pub sitzen, unser Bier trinken, und einfach den Moment genießen, passiert es. Natürlich muss es geschehen, „Don’t Look Back In Anger“ wird gespielt und trifft uns durch unsere Ohren direkt ins Herz! Wir alle stimmen mit ein und es ist einer der definitiv schönsten Momente dieser Tour! Nachdem wir einige Läden besucht, viel getanzt und genug Bier getrunken haben, geht es spät in der Nacht nach Hause. Tim, seine tolle Freundin, Paul und ich springen in ein Uber-Taxi, dass uns zum Haus von Tim und Jake fährt. Ja, tatsächlich, sie wohnen zusammen, unter anderem mit Snowy von „Forever Cult“ und die nächsten Tage werden wir dort verbringen. Betrunken wie wir sind, fällt mir noch nicht auf, wie kalt das Wohnzimmer ist, in dem Paul und ich diese Nacht schlafen. Wir unterhalten uns noch ziemlich lange, aber letzten Endes übermannt uns der Schlaf.
Der erste freie Tag
Verdammt, wie kalt kann ein Wohnzimmer nur sein? Das könnte einer meiner ersten Gedanken an diesem Morgen sein und gleichzeitig begrüßt mich ein schöner Kater. Willkommen zurück im Leben! Wie es scheint, hat die Außenmauer Risse und verhilft uns dadurch zu dem arktischen Klima im Wohnzimmer. Aber wieder einmal habe ich Glück! Paul leiht mir für diese Tour den Schlafsack seines Vaters und ich kann nicht dankbar genug dafür sein! Nun ja, nach ein paar Tassen Kaffee und einer erfrischenden Dusche sind wir bereit für einen entspannten Tag.
Wir schauen „Dark“ in unserer Festung der Einsamkeit und die dampfende Schüssel, gefüllt mit Pauls Kochkünsten, hilft uns dabei nicht zu erfrieren. Es ist verrückt, dass ich meine Englisch-Kenntnisse verbessern will, aber nun auf einem Sofa in Leeds eine deutsche Serie schaue! Die erste Episode begeistert uns total und wir werden in den nächsten Tagen noch ein paar Folgen schauen, die uns rätseln lassen, was nun eigentlich in dieser Serie los ist. Also, wer Zeit hat, unbedingt reinschauen!
Nach dem Essen steigen wir wieder in ein Uber-Taxi, um einige Freunde von Paul zu besuchen, eine wirkliche angenehme Art von A nach B zu gelangen. Wir hängen ein wenig in der Wohnung rum, spielen ein paar Videospiele und ich lerne „Kays Good Cooking“ kennen. Wer war noch gleich Jamie Oliver?!
Quelle: YouTube, KAYS GOOD COOKING
Als wir wieder zu Hause sind, schauen die anderen gerade „Pulp Fiction“-da schließen wir uns doch glatt an! Es ist schön, den Tag so zu beenden und da ich diese Nacht auf dem Küchenboden schlafe (Ciaran schläft diese Nacht mit im Wohnzimmer), wo es wesentlich wärmer ist, falle ich sehr schnell in einen tiefen Schlaf.
Der zweite freie Tag
Auch der zweite Tag beginnt mit Kaffee. Nach einem kleinen Frühstück füllt Paul die Merch-Bestände auf und wir überlegen uns, was wir mit diesem Tag anfangen können.
Diese freien Tage sind eine Wohltat, jeder enspannt sich etwas und kommt wieder zu Kräften. Heute entscheiden wir uns für Bowling, also schmeißen wir ein paar Strikes, trinken ein kühles Bier und dann besuchen wir einen von Pauls Lieblingsplätzen in Leeds:
The Brudenell Social Club
Es ist ein wirklich toller Ort um eine gute Zeit zu haben. Als kleinen Tipp für jeden Reiselustigen. Natürlich trinken wir ein paar Bier, aber der wirklich kulinarische Höhepunkt ist eine Portion Pie N‘ Mash! Ein Bier mit Pie N‘ Mash, Sieben Euro? Das ist ein Angebot, das man nicht ablehnen kann!
An diesem Tag werden die „Bootleg Live“-Sessions von Fizzy Blood veröffentlicht, die ich euch definitiv nicht vorenthalten will, schaut gern rein:
Quelle: YouTube, Bootleg Live
Das war er schon, unser letzter freier Tag in Leeds! Zum Abschluss schauen wir noch ein paar Episoden „Dark“ und die folgende Schilderung folgender Ereignisse soll noch einmal versinnbildlichen, wie kalt es wirklich war: Während ich mich in meinen Schlafsack kuschle, Paul den Mantel eng an seinen Körper schnürt und unser Atem in der Luft sichtbar wird, gibt es nur einen Gedanken, der all das gut beschreibt: Was für eine Zeit!
Skipper 23. März 2018
Lieber René, freue mich sehr, dass Du einen Freund getroffen hast und ihn mit seinen Bandkollegen ein Stück des Weges begleiten darfst. Super, das darfst Du auch als Wertschätzung verstehen und ich bin sicher, Du hast es Dir verdient. Auch hoffe ich, dass Dir Dein Hobby irgendwann einen Korb voller Früchte für Dein Engagement bereit hält. Bin stolz auf Dich !!! Ganz liebe Grüße an Dich und die Musiker, denn nichts anderes verbindet so grenzenlos wie Müsik,
René 19. Mai 2018 — Autor der Seiten
Vielen Dank für deine lieben Worte!