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Interviews & Polaroid-Fotografie

Opheliah (oder Die vielen Gesichter des Tim Malkin)

Unser erstes Zusammentreffen liegt mittlerweile schon viele Jahre zurück und in der Zwischenzeit ist viel passiert: Wir waren zusammen mit Fizzy Blood auf Tournee, ich habe ihn mit seiner Band Talkboy zum Interview getroffen und auch so haben wir einige tolle Momente miteinander geteilt. Nach den eben erwähnten Konstellationen trat Tim vor zwei Jahren mit seinem Projekt Opheliah an die Oberfläche und veröffentlichte seine erste Single Japanese Peru.

Jetzt, also gute zwei Jahre später (klar), sitzen wir gemeinsam auf einem Balkon in Berlin und trinken frischen schwarzen Kaffee, bevor wir das Interview quasi mit laufender Stoppuhr halten, da unsere Zeit an diesem Morgen leider arg begrenzt ist.

Ihr Lieben, nun aber los, schnappt euch einen Stuhl und trefft Tim Malkin!

Quelle: YouTube, Learn Fear Records

Bevor du deinen ersten Song als Opheliah, Japanese Peru, veröffentlicht hast, kannte man dich durch Fizzy Blood und Talkboy.
Wann kam dir die Idee für dein ganz eigenes Projekt?
Tim: Ach Scheiße! Das sagt nun wirklich jeder… es war im Lockdown und mir wurde einfach klar, dass ich etwas machen wollte. Und ich konnte mit niemandem reden und mich mit niemandem treffen, somit lag es ganz an mir. Also habe ich es einfach gemacht. Ich hatte diese Songs herumliegen und sie passten nicht wirklich zu Talkboy oder Fizzy Blood. Da habe ich mir quasi gesagt: “Und los jetzt!”

Wo wir gerade von Talkboy reden, es ist etwas ruhig um euch geworden. Was ist da los?
Tim: Aah, eine gute Frage! Ich weiß es nicht. Als der Lockdown begann, waren wir kurz davor eine große Tour zu starten, wir hatten einige Lieder und oh, ich denke wir haben noch dieses
Empty Days Club Ding (Projekt von diversen Leuten aus verschiedenen Musikgruppen) rausgebracht, das war dann aber auch bereits im Lockdown und ach, ich weiß es nicht. Es war einfach nur schwer wieder in Gang zu kommen. Gefühlt hatten wir, als wir in den Lockdown gingen, einen richtigen Lauf. Dann ist das passiert und es hat einfach alles gestoppt. Und auf der anderen Seite ist jeder zwei Jahre älter geworden und hat andere Jobs, die ganze Situation hat sich geändert. Wir sind alle noch immer wirklich gute Freunde und hoffentlich, hoffentlich, bekommen wir Talkboy nochmal in den Gang. Aber es ist wie gerade gesagt eben so, dass sich alles geändert hat und es ist so schwer die Leute zusammenzukriegen.

Ich habe erst kürzlich die Videos zu Guardians und Do You Really Want It gesehen und war sehr froh darüber, ein paar bekannte Gesichter zu sehen.
Also ist Leeds Musikszene noch immer so voller Leben und Zusammenhalt?
Tim: Ja, auf jeden Fall! Das ist eine der Sachen, die ich hier am meisten liebe. Ich war bei einem Konzert der Band
 Green Gardens, du hast vielleicht von ihnen gehört – sie kommen aus Leeds – und ich bin alleine dort hingegangen, an einem Donnerstagabend. Ich glaube Sonia war krank oder arbeiten, irgendwie sowas – ich bin also alleine hingegangen – und ich dachte, ich würde dort alleine in der Ecke rumstehen, weil sonst niemand da sein wird. Aber es war wie auf einer Hochzeit, ich kannte um die 50 Leute dort, jeder ist da gewesen, weil es ein Konzert für lau im Brudenell war. Wie gesagt, sicherlich hat sich vieles geändert, aber es ist noch immer sehr pulsierend. Also ja, zu 100%! Und die Kameradschaft ist genauso eine große Sache. Jeder kennt sich irgendwie.
Sind also alle so eine Art Familie?
Tim: Ja, genau! Wir geben aufeinander acht!

Opheliah in Bewegung, Farbe und Ton

Quelle: YouTube, Opheliah

Quelle: YouTube, Opheliah

Liege ich richtig, wenn ich sage, dass diese beiden Videos im The Green Room Studio in Leeds aufgenommen wurden? Also dort, wo du selbst als Musikproduzent arbeitest?
Tim: Ja!
Was war deine bisher interessanteste Zusammenarbeit mit einer Band?
Tim: Wow, das kann ich nicht sagen. Aber ich kann dir hiervon erzählen: Wir hatten mal die Band Blind P
elican da. Das aufregende an ihnen war, dass sie eine Free Jazz-Komposition aufnahmen und keiner der Musiker gehört hatte, was die anderen spielten. Also sie kamen an, einer nahm für eine halbe Stunde auf, dann ging ein anderer ins Studio und spielte zu dem, was er jetzt zum ersten Mal hörte. Und das wurde dann auch so aufgenommen, es war faszinierend. Da war dieser Typ, er war Perkussionist und er kam mit all diesen Instrumenten an, die er sich selbst gebastelt hatte, aus Zeug, das er irgendwo gefunden hat. Es war fantastisch! Aber ich kann wirklich keinen Favoriten auswählen, da jeder einzelne Act anders, toll und einzigartig ist!

Um dich als Musikproduzenten zu fragen:
Was ist deine Meinung über die Arbeit und die schlussendliche Veröffentlichung des letzten Beatles Songs – Now & Then?

Tim: Wow! Ich meine, es ist cool! Ich denke, wenn ich John Lennon wäre… oder wenn ein Freund von mir vor langer Zeit gestorben wäre und ich wieder Musik – auf eine gewisse Art und Weise – mit ihm machen könnte, ist das eine wirklich interessante Sache. Ich habe ein paar Leute sagen hören, dass es hauptsächlich nur KI wäre und sie einfach alles zusammengeworfen haben, aber weißt du was? Es ist einfach nur Schall und gefällt dir, was du da hörst? Das ist alles, was du fragen musst.
Es ist ein gutes Stück. Es ist ein Lied von John Lennon! Vielleicht ist es gerade deshalb so gut.
Tim: Genau! Und ich denke, das sollte der Anfang und das Ende dieser Geschichte sein.
Alles andere wäre künstlich fabriziert. Es ist genug!
Tim (lacht): Ja man, es ist genug!

Lass uns einen gewissen Zeitpunkt in der Vergangenheit besuchen, als ich ein Foto von dir nach unserer Tour mit Fizzy Blood gemacht hatte.

TimMalkinFizzyBloodByRenesRedekiste

Tim Malkin im März 2018.

Tim: Wunderschön! Sieh mal einer an!
Ich habe durch meine Fotos geblättert und da kam mir diese Frage in den Sinn:
Was bedeutet Kunst generell für dich?
Tim:
Es ist das gleiche wie mit der Musik – gefällt dir, was du siehst? Und wenn es dich bewegt, lässt es dich etwas fühlen?
Das gleiche gilt für die Musik?
Tim:
Das gleiche bei der Musik! Am Ende ist entscheidend ob es dich etwas fühlen lässt. So wie gestern, wir sind durch ein paar Galerien und Ausstellungen geschlendert und mir hat auch nicht alles gefallen. Und das ist total in Ordnung – das ist der Punkt. Denn genauso kann es nämlich auch so sein: “Okay, das gefällt mir wirklich. Und ich weiß nicht wieso.” Das gefällt mir so an Kunst. Ich denke, ich kenne mich mit Musik aus. Aber bei Kunst habe ich keine Ahnung. Ist es mit Absicht gut oder schlecht? Aber ich weiß, wenn mir etwas gefällt.

Opheliah – was passiert als nächstes?
Tim: Nun, wir waren im Sommer in Frankreich. Und wir haben ein komplettes Album aufgenommen. Also haben wir nun acht Stücke, was viel mehr ist, als womit wir gerechnet hätten und wir denken gerade darüber nach, wie wir es und mit wem wir es veröffentlichen wollen und was wir in Sachen Musikvideos und Werbung machen wollen. Ja man, wir haben ein komplett fertiges Album und ich bin wirklich stolz darauf. Also das ist aufregend!

Ein paar letzte Worte über den Tod von Matthew Perry?
Tim: Ooh… ich bin mit Friends großgeworden und habe es jeden Tag nach der Schule geschaut. Also fühlt es sich schon komisch an. Kennst du das, wenn jemand wirklich bekanntes stirbt? Irgendwie kennst du die Person ganz offensichtlich halt nicht, du kennst sie eben nur durch ihre Arbeit. Also ja, es ist seltsam. Jemand, der einfach immer da war, ist nicht mehr da.

Da wir euch leider nicht auf einen Kaffee einladen können, haben wir etwas anderes erwärmendes für euch und zwar verlost die Redekiste mit Tim Malkin ein Opheliah-Shirt!

Um euch eine Chance auf das T-Shirt zu sichern, beantwortet einfach folgende Frage und sendet die Antwort bis zum 31.03.2024, 10:00 Uhr per E-Mail an kontakt@renes-redekiste.de:

In welchem Studio arbeitet Tim Malkin alias Opheliah als Musikproduzent?

Bitte beachtet gleichzeitig die Teilnahmebedingungen und viel Glück!

 

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