Renes Redekiste

Interviews & Polaroid-Fotografie

Fuck Forever: Sieben Jahre Peter Doherty

 

Ich steige aus der Duschkabine und es schneit in meinem Badezimmer. Was sich wie eine Drogenbeichte liest, ist in Wahrheit gänzlich unspektakulär. Das offene Oberlicht, das dem Wasserdampf den Weg nach außen weisen soll, lässt gleichzeitig das wilde Schneetreiben von außerhalb seinen Platz in meiner Wohnung finden.

Und mir fällt auf, dass dies ein guter Einstieg in meinen nächsten, also diesen, kleinen Text ist. Heute vor sieben Jahren hat Peter Doherty im Grüner Jäger gespielt. 15€ Eintritt, ausverkauft, der Laden brechend voll, ich saß auf der Bühne. Bequemlichkeit während der Wartezeit, eine Notwendigkeit – als der Auftritt schließlich losging. Das ungefähr 20 Minuten andauernde Set war einer der ersten Guerilla Gigs, die im Laufe des Jahres 2014 in der Hansestadt stattfinden sollten. Am Tag zuvor spielte Doherty mit den Babyshambles im ebenso ausverkauften, wenngleich wesentlich größeren Docks. Sichtlich betrunken und ohne ein abschließendes Fuck Forever. Was dem ganzen keinen Abbruch tat. Das Solo-Konzert im Jäger wurde dort durch Copyshop-Poster und ebenso professionelle Handouts beworben. Wie viele diese Ankündigung überhaupt für voll nahmen? Wer weiß?!

Doch er spielte tatsächlich im kleinen Club auf. Er kam, wenn auch mit dreistündiger Verspätung. Und gab ein kurzes, aufgeladenes Set! Bevor es soweit war, fror ich draußen in der Schlange und lernte Menschen kennen, mit denen ich heute noch immer in Verbindung stehe. Wenn ich so darüber nachdenke – Wahnsinn! Nachdem wir bereits außerhalb der Location einige Zeit ausharrten, ging das Spiel, endlich drinnen angekommen, weiter. Aber wie bereits erwähnt, kamen sie, Peter Doherty und Mick Whitnall, nach der langen Wartezeit endlich auf die Bühne. Es war ein Bild direkt aus dem Klischee. Der Künstler des Abends, bereits sichtlich angeschossen, bahnte sich den Weg durch die wartende Meute. Vor sich ausgestreckt trug er eine Stiege afrikanisches Cider, warum auch aufhören?

Und schon ging es los. Ich erinnere mich an einen Gitarrenkopf an meinem Schädel, „pock!“, der Musik so nahe, so sehr im Geschehen. Es gibt tatsächlich gar nicht so viel zu erinnern oder gar herauszufinden. Die Setlist des Abends ist nicht im Internet zu finden und das Ganze ist einfach verdammt lange her. Dazu kommt die Tatsache, dass ich damals kaum mit dem Songkatalog des Briten vertraut war. Doch, eine Erinnerung taucht auf! Ein gespieltes Stück. Es war Dr. No! Dieses Reggae-Stück vom grandiosen Sequel To The Prequel. Der Startschuss meiner Bekanntschaft mit und Liebe zur Musik rund um Peter Doherty. Locke – danke dafür!

Was noch von diesem Abend geblieben ist? Stimmt, da war eine gerissene Gitarrensaite, die das Konzert jäh beendete. Die Erinnerung an den Fakt, dass ich am nächsten Tag wieder, um 6 Uhr in der Früh, auf der Arbeit sein musste. Und wie unwichtig das war. Exzessiver Konzertgenuss! Bier, Freunde und ein Foto, das alles überdauern wird. Danke Aylin!

PeterDohertyGrünerJäger

Das war nicht geplant. Peter Doherty, Grüner Jäger 2014.

Doch war dies das Ende oder erst der Anfang? Es gab noch mehr Auftritte in diesem Jahr. War Doherty später doch auch noch anderswo in Hamburg anzutreffen! Wer mehr lesen möchte, macht sich bitte bemerkbar, denn mehr Erinnerungsfetzen könnten folgen. Stichwort Golem. Oder Clouds Hill. Boy. Das Jahr 2015. 2016. Fuck forever!

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