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AC/DC: Eine Lektion in Rock ‘n’ Roll?

“Gonna take you to paradise”, Brian Johnson verspricht viel. Die Vorstellung, dass Realize das erste Konzert der Tour eröffnen könnte – passt! Zum neuen Material in der Menge springen, mit mehr als einem Haushalt feiern, doch, Realize könnte der Song dafür sein! Aber wie schon erwartet, die gesamte Platte ist solide, sie beherbergt keine bösen Überraschungen, aber auch keine Überflieger. War der letzte große, wirkliche Hit tatsächlich Thunderstruck? Die Nummern, die einen beim Hören kurz aufhorchen lassen, sind eben Realize und Demon Fire. Also die jeweiligen Eröffnungsongs beider Seiten der Platte. Die Vorabsingle Shot In The Dark ist cool, aber eben klassisches AC/DC-Material. Es ist natürlich erfreulich, dass Johnson wieder an Bord ist, nach dem Hörsturz und seinem Live-Ersatz in Gestalt von Axl Rose, keine Selbstverständlichkeit!

Somit verabrede ich mich also für Freitag, den 13. November zum Hören von Power Up, dem 17. Studioalbum von AC/DC. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es das letzte sein wird. Ein Grund mehr, dies am Erscheinungstag mit (Achtung: Klischee!) Bier und Pizza zu zelebrieren. Also hole ich die Platte aus Hamburg ab, wir öffnen das erste Bier und die gewünschten Pizzen werden geordert. So sitzen wir also auf meinem Fußboden und die Nadel setzt auf der mit Angus Young geschmückten A-Seite auf. Der Opener, den habe ich nun oft genug beim Namen genannt, nimmt uns mit auf den ersten Teil der Reise und wir beginnen uns zu unterhalten. Bis zum Ende der ersten Seite verlieren wir uns in gemeinsamen Erinnerungen, stellen klar, dass wir gemeinsam bei dem Konzert in 2015 waren. Es ist ein Album zum Bier trinken, wir vergleichen die verbliebenen Bandmitglieder mit dem Cover von Highway To Hell – es ist schon verrückt! Rudd, Williams, Young (Angus), sichtlich gealtert, aber immer noch da. Da AC/DC schon lange (immer) nach ihrem bewährten Rezept Musik machen, muss man es ihnen in 2020 auch nicht mehr vorwerfen. Wer sich wundert, dass sich nichts geändert hat, der hat sich selbst getäuscht. Zudem sind es nicht mal wirklich neue Songs. Laut einem Interview, welches Angus Young dem Spiegel gab, sind diese Stücke noch mit seinem Bruder Malcom während der Arbeiten zu Black Ice entstanden. Dieser entschied sich aber, diese später aufzunehmen. Im Rückblick eine schmerzliche Entscheidung, da Malcom Young im Jahr 2017 an Demenz verstarb.

Doch gibt es mit Demon Fire eben doch eine kleine Überraschung! Es klingt, als wäre Bon Scott mit in diesen Song gestiegen. Somit horchen wir nach dem Drehen der Schallplatte auf. Scott & Johnson im Wechsel. Und schon wird dieser Song zum Favoriten der Scheibe. Danach ist wieder alles wie gehabt. Jedes Stück schreit AC/DC. Nur eben nicht nach Heavy Rotation. Da klickt es auch bereits, die Nadel hebt sich, der Arm schwenkt zurück. Der Stecker ist gezogen. Das war also PWR/UP! Wir sind beide erstaunt. Eine schnelle Lektion in Sachen Rock. Und da surrt plötzlich auch schon die Klingel, unsere Pizzen sind da. Der Sarkasmus trieft in der Antwort auf meine Frage, ob sie bereits geschnitten sind. “Natürlich nicht!” Also schneide ich unsere Mahlzeit in der Küche klein, mit den Kartons geht es zurück vor den Plattenspieler. Ich lege Highway To Hell auf den Plattenteller, die ersten Anschläge erklingen und unsere Mienen hellen sich auf.

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