Renes Redekiste

Interviews & Polaroid-Fotografie

The New Abnormal? Gedanken zu dem neuen Album der Strokes.

The Strokes – wir haben doch nicht mehr 2006!“ So oder ähnlich wird meine (mittlerweile existente) Begeisterung zur Vorabsingle At The Door abgeschmettert. Das Stück ist ein Grower, war ich doch anfangs vor den Kopf gestoßen. Doch der Song gewinnt eben mit jedem Hören an Stärke. Bis er mir mantraartig im Kopf herumschwebt. An diesem Punkt angelangt, sollte man das dazugehörige Video schauen.

Quelle: YouTube, The Strokes

Karfreitag

Ein stiller Platz im Nirgendwo. Kopfhörer. Musik an: The New Abnormal
Die ersten Nummern gehen so durch, das Ende des ersten Songs lässt aufhorchen: Same shit, different life. I’ll get it right some time. Maybe not tonight. Maybe not tonight. Maybe not tonight. In Mick Jagger-Manier wiederholt Casablancas den Satz: Ah, maybe not tonight! Ich nehme den Geruch von Teer wahr, meine Nase ist frei. Und Brooklyn Bridge To Chorus setzt ein. Der letzte Vorabsong. Gewohnter, schnoddriger Strokes-Song, der mich mit Passagen wie Can we switch into the chorus right now? zum Lachen bringt. Ja, es gibt Synthesizer-Klänge zu hören. Immer wieder auf diesem Album. Aber hat Rick Rubin, der Produzent, bei diesem Album nun wirklich gezaubert? Als nächstes Bad Decisions, auch hier – eine klassische Strokes Nummer. Das Video zu Track Nummer 4 wirkt aus der Zeit gefallen, auch hier wieder Momente zum Lachen. Wenn eine Band nach so langer Zeit ein neues Album veröffentlicht, dann nehmen sie sich vielleicht nicht so super ernst. Und sie – The Strokes – tun gut daran. Es geht um den Spaß an der Musik! Und dieser Eindruck wird durch jedes Stück der Platte bestärkt. Und schon kommt der Richtungswechsel. Julian Casablancas greift zu hohen Tönen und die New Yorker gehen den Song entspannt an. Die Zeile, Life is such a funny journey, lässt mich aufhorchen. Life is such a funny journey, genau wie dieses Album!

Beep-Beep

Ich stoppe das Album. Mitten im Song. Meine Kopfhörer machen natürlich nicht Beep-Beep. Doch auf einmal packt mich die Lust, den eingepackten Rest des Frühstücks zu verzehren und dabei die Ruhe zu genießen. Natürlich fährt genau jetzt ein Auto vorbei, wirbelt Sand auf. Betont ruhig, wir haben immerhin einen Feiertag, aber flink wandert der Schlüssel ins Zündschloss. Klick-Klick. Brrr – Fenster zu. Der schwarze Wagen fährt vorbei, ich warte kurz. Brrr – Fenster wieder runter. Und ich lasse Eternal Summer noch einmal am Anfang starten. Hoher Gesang und Carl Barat-artiges Gebelle geben sich die Klinke in die Hand. Kitschig, aber ja, so kann der Sommer klingen: Es ist warm, die Füße halb vergraben im Sand und aus den Lautsprechern der Strandbar ertönt dieser Song. Der Kopf nickt vor und zurück, das Cocktailschirmchen dreht sich in der Sonne und der kühle Drink wird durch einen bunten Strohhalm in meinen Mund befördert. Keine hektischen Bewegungen. Es ist wie in Pulp Fiction: „Wenn du es machst, dann mach es cool!“

Und hier

Hier kommt der Schnitt. Der Abspann. Der Start. At The Door. Kein Schlagzeug. Synthie und Stimme dominieren den Song. Von der Stimme schlage ich die Brücke zur Stimmung (ha ha!), denn die Stimmung des Songs ist erwähnenswert. Alles so weit weg. Hard to fight what I can’t see. Ja, stimmt. Das Outro lädt zum Träumen ein, noch mehr als der Song es sowieso tut. Loslassen, sich im Moment verlieren. Wir haben nicht mehr 2006, aber das hat doch auch niemand behauptet. Eine seichte Brise weht ins Auto. Schlagzeugspiel holt mich zurück. Und mich beschleicht der Gedanke, dass es ein gutes Album ist. Es wird gespielt, nichts tut weh. Es gibt Gitarrensoli und ich höre seit langem ein Album ohne nennenswerte Ablenkung durch. Ein Gesprächsfetzen beendet Why Are Sundays’s So Depressing. Eine wirklich schön klingende Gitarre ertönt. Liebevoll werden ihren Saiten gespielt. Gefühle werden über eben diese transportiert, finden ihren Weg in mein Bewusstsein. Not The Same Anymore. Die Sonne scheint durch das offene Fenster auf mein rechtes Knie. Es ist warm und die Strokes und ich haben alle Zeit der Welt. Ein vorbeifahrender Wagen sorgt für Zugwind. Synthies, wieder einmal. Und eine langsam verklingende Saite schließt den Song. Musik zu beschreiben kann übrigens wirklich schwierig sein. Oft ist es auch ermüdend zu lesen, wenn sich 1000 Vergleichen bedient wird oder XY mit instrumentalem Fachwissen um sich schießt. Ganz im Ernst, wen interessiert denn dieser Scheiß?! Musik soll Gefühle hervorrufen. Und Ode To The Mets trägt mich zurück nach New York. Das Bild taucht einfach in meinem Kopf auf. Schön wäre es jetzt. The Strokes live in New York City. Die lärmende Subway. Sonne. Und man selbst versucht der Ruhepol in dieser Hektik zu sein. Wie eben dieser Song.

Gone now are the old times
Forgotten, time to hold on the railing
The Rubix cube isn’t solving for us
Old friends, long forgotten
The old ways at the bottom
Of the ocean has now swallowed
The only thing that’s left
Is us, so pardon
The silence that you’re hearing
Is turning into
A deafening, painful, shameful roar

The Strokes – Ode To The Mets

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