Renes Redekiste

Interviews & Polaroid-Fotografie

L.A. Salami

Als ich mich nach Bremen begebe, um L.A. Salami für ein Interview zu treffen, wird der heiße Sommer endlich durch ein Unwetter unterbrochen. Dieses währt nur kurz, ist aber heftig! Ein Wirbelsturm erschüttert den Zug und als ich am Hauptbahnhof aussteige, scheint es, dass die Hitze in Kombination mit dem Regen ein wilde Unterwasserwelt in den Straßen der Stadt entfesselt hat. Einige Zeilen aus dem bekannten Beatles-Song Octopus’s Garden finden sich in meinem Kopf wieder …


I
ch spaziere an einem wilden Monster aus den Tiefen der See vorüber und finde mich letztendlich auf der Breminale wieder! Es wirkt wie ein Zirkus! In diesem Unterwasser-Garten treffe ich L.A. für das Interview vor seinem von mir heiß erwarteten Auftritt!
Ihr glaubt, ich schwindle mir hier was zusammen? Wie kann das sein? Habe ich jemals behauptet, dass diese Worte der Wahrheit entsprechen?

Wenn ihr aber glauben wollt, seid mutig, passiert den Meermann mit seinem Dreizack und holt ein letztes Mal tief Luft, bevor ihr mit mir abtaucht, in dieses sehr private Gespräch mit Herrn Salami.

Würdest du dich bitte einmal vorstellen?
Mein Name ist Lookman Adekunle Salami und ich bin ein Musiker … und ja, ich versuche so durchzukommen.

Du kommst aus London, ich liebe diese Stadt!
Was ist dein liebster Ort in der Stadt?
Ich weiß es nicht. Das ist genauso, wie wenn du nach deinem Lieblingsfilm oder deinem Lieblingsbuch gefragt wirst. Es gibt viele Plätze in London, die recht schön sind. In letzter Zeit habe ich viel Zeit im Clissold Park verbracht. Der ist gleich um die Ecke von meinem Haus.

Lass uns für eine andere Frage gleich in London bleiben. Die Gewalt in der Hauptstadt nimmt zu, Messerstechereien zum Beispiel. Die Medien und die öffentlichen Behörden geben Drill-Rap die Schuld dafür.
Es ist nun nicht dein Genre, nicht die Musik, die du spielst, aber was denkst du darüber? Ich halte es für totalen Quatsch …
Aah, das ist jetzt nicht totaler Quatsch. Natürlich ist es absurd zu sagen, dass eine Art von Musik der Grund dafür ist, dass Leute gewalttätig werden. Weil die Leute, die diese Musik nun einmal machen, werden von der Gewalt um sie herum inspiriert. Und das stecken sie halt in ihre Musik. Es ist doch einfach absurd, sowas zu sagen. Es hilft nicht, wenn du es mit deiner Musik verherrlichst, dann wird es natürlich schlimmer! Aber das ist auch nicht deren Job als Künstler, es nicht oder eben es zu verherrlichen. Sie kommen halt aus so einem sozialen Umfeld oder wachsen eben in solch einer Gegend auf. Also kommst du mit dieser Musik in Berührung, das sind die Dinge, die du ausdrückst. Das ist genauso, wie Hip-Hop für Gewalt in den Ghettos verantwortlich zu machen. Das ist lächerlich! Aber du kannst schon sagen, dass es auch nicht wirklich hilft. Sagen wir mal, 50 Cent, als der Gangster-Rap auf den Höhepunkt gebracht hat. Das hat bestimmt nicht wirklich geholfen. Die Tatsache, dass die Crack-Industrie in Amerika ihre Viertel zerstört. Ein Kind, dass viel Musik dieser Art hört, die diesen Lebensstil legitimiert, könnte sich dann schon denken: “Ja man, das werde ich machen!” Dennoch, es ist absurd! Es ist es eine dumme Auseinandersetzung. Für mich ist es echt dumm, drüber zu reden.

Hat Musik einen Einfluss?
Ja man, natürlich beeinflusst Musik jemanden. Aber genauso hat das Leben einen Einfluss auf Musik.

Es ist wirklich ein dummer Streit. Für mich eine reine Zeitverschwendung. Das ist wie damals, als der Rock ‘n’ Roll aufgekommen ist. Rock ‘n’ Roll und Sex, das ist wirklich dumm.

Schlussendlich, England Is Unwell (ein Song von L.A.)! Was unternimmst du gegen dieses Problem und was kann jeder gegen all die Dinge tun, die dich zu dieser Aussage geführt haben?
England Is Unwell. Was verstehst du darunter?

Ich denke, es ist offensichtlich. Weißt du, die Probleme mit dem Brexit und es ist nicht nur England, wo einiges schiefläuft. Meiner Meinung nach läuft auf der ganzen Welt einiges schief. Das geht alles nicht in die richtige Richtung. Wir haben da schon eben drüber gesprochen. Die Messerstechereien, da werden Musiker für verantwortlich gemacht, für einige Gründe, die zumindest ein wenig nachzuvollziehen sind, aber die Probleme liegen doch in den Vierteln. Die Regierung tut nichts für diese Leute. Sie werden zurückgelassen, Rassismus, solche Sachen, das wird immer mehr.
Ich denke nicht, dass das immer mehr wird. Ich glaube eher, dass, wenn die Medien sich auf etwas konzentrieren, scheint es so, als würde es immer mehr. Aber wahrscheinlich ist es gar nicht so. Höchstwahrscheinlich, da bin ich mir ziemlich sicher, gibt es aktuell weniger Rassismus. Aber wenn du dich darauf konzentrierst, scheint es mehr zu sein. Und ich wie ich Rassismus definiere, das ist unbegründeter und uneinsichtiger Hass für eine andere Art von Person, die anders ist als du.
Zum Beispiel durch die Hautfarbe, was auch immer, das ist Rassismus. Aber über was wir reden, das sind Vorurteile, das ist es konkret. Du kannst Vorurteile gegenüber talentierten Leuten haben, du kannst allen gegenüber Vorurteile hegen. Du könntest auch muskulösen Typen gegenüber Vorurteile haben, vielleicht finden Frauen auch welche gegenüber schönen Frauen. Vorurteile werden heutzutage zu Rassismus aufgebläht.
Ich wurde zusammengeschlagen, weil ich schwarz bin. Mir wurde ins Gesicht gespuckt, weil ich schwarz bin. An keinem Punkt habe ich angenommen, dass speziell jede weiße Person ein Rassist sein muss. Ich bin durch die ganze Welt gereist, habe an Plätzen Musik gespielt, in denen ich die einzige schwarze Person war. Mir ist das alles bewusst, aber ich bin nie davon ausgegangen, dass jeder ein Rassist ist. Weil, das ist eine dumme Art so zu denken. Und was ich mit England Is Unwell meine, es ist eher dieser Ärger, der entsteht, wenn Leute stehen gelassen werden und in die Röhre schauen. Früher waren die Iren die schwarzen Leute in England. Das ist gar nicht so lange her. Ich denke, es war 1874, die Iren wurden zusammengetrieben, sie haben keine gerechte Arbeit gefunden, all das, weil sie irisch waren. Das ist passiert. Aber der Song handelt nicht nur davon. Du merkst es jetzt noch viel stärker. Es geht also auch um die Messerstechereien und was man voraussetzt, was das Land für die Leute bedeuten soll. Weil ich denke nicht, dass man nicht patriotisch sein sollte. Es ist halt so. Du wächst zu Hause auf und du magst dein Haus und deine Familie. Wenn es dein Haus gegen das der Nachbarn heißt, dann wirst du dein Haus unterstützen (lacht)! Es ist gut, dich mit deinem Land zu identifizieren. Und das ist irgendwie das Problem aktuell. Weil es wurde nun soweit getrieben, dass sich mit seinem Land verbunden zu fühlen schon negativ ist.
Also, der Song sagt nicht, dieses Land besteht nur aus Rassisten. Es ist halt eine komplizierte Situation. Du kannst es so verstehen, aber das ist nicht das, was ich meinte. Und um ehrlich zu sein, die Leute kommen jetzt damit an, dabei habe ich den Song vor einiger Zeit geschrieben. Es hat sich nichts verändert, da ist jetzt halt Social Media, die Geschwindigkeit, mit der Informationen übertragen werden. All das lässt es so scheinen, als würden die furchtbaren Dinge die ganze Zeit geschehen. So ist es aber nicht. Aber ich denke, dass diese Messerstechereien ein wirklich aktuelles Problem in London sind.

Lookman, Vorsicht! Ein Kraken!

Um es einfach zu halten, vielleicht ist es so (ich zeige eine Linie auf einem Spiegel auf):
England ist gesund, England fühlt sich unwohl, England ist krank.
Nun sind wir also in der Mitte und wenn wir nichts dagegen tun, wird England krank sein. Aber wenn wir es heilen, wird es wieder gesund sein. Vielleicht ist es so einfach.
Ja man, aber du weißt, um zu heilen, müssen Leute ihren Teil an dieser Krankheit anerkennen.

Die Idee hinter John Lennons Imagine. Eine Lösung oder nur eine wunderschöne Utopie?
Oh man, es ist super! Klar ist das ein toller Song, aber ich stimme ihm nicht zu. Um ehrlich zu sein, ich glaube, eines der momentanen Probleme, gerade in der westlichen Welt, ist, dass wir Gott entwachsen sind. Aber wir haben Gott durch nichts ersetzt. Und ich meine nicht, dass Gott ein Mann mit einem Bart ist, der im Himmel sitzt und über die Menschen urteilt. Sowas haben wir gebraucht, um als Spezies zusammen da anzukommen, wo wir jetzt sind. Götter sind wie Stützen. Weißt du, als Wilder, da kannte man keinen Spiegel, keine Stühle, sowas war noch nicht einmal erfunden. Es gab keine Lichtverschmutzung, du konntest Andromeda sehen, die Sterne am Himmel. Wenn es dunkel wurde und es stand kein Mond am Firmament? Da konntest du von einem Löwen gefressen werden (lacht) oder was auch immer. Oder wenn es nicht geregnet hat .. Ja man, Götter waren nötig und wir mussten auch als Stamm zusammenbleiben. Aber bleiben wir dabei, wie es wahrscheinlich ist. All das muss unter einer gottesähnlichen Idee geschehen. Etwas ursprüngliches. Eine Sache, die über allem steht. Wenn du zum Beispiel vor Gericht stehst, schwörst du auf die Bibel. Dabei ist es egal, ob du an die Bibel glaubst. Du schwörst einen Eid auf Gott, das heißt, vor den Augen der Menschheit.
Sam Harris, Christopher Hitchens und Richard Dawkins, aber ich kann mich nicht an den vierten erinnern (es ist Daniel Dennett). Sie werden The Four Horsemen genannt. Sie geben Vorträge darüber, wie dumm Religion an sich ist. Grundsätzlich ist das cool. Aber sie sind meiner Meinung nach zu weit gegangen. Religion ist natürlich dumm. Aber die Idee von Gott ist etwas, für mich ist das die wesentliche, philosophische Frage. Was ist Gott? Nicht, gibt es einen Gott, vielleicht ist da einer, aber was ist dieser Gott? Was auch immer, was ist er genau? Weil er ist von Menschen gemacht. Aber wenn wir ein Produkt des Universums sind, dann ist unsere Vorstellungskraft ein Produkt des Universums. Wir als Kollektiv haben Gott ersonnen. Wir haben dadurch eine Vorstellung, wie die perfekte Person sein soll. Was ich am meisten aus diesem Song mitnehme, denn John Lennon hat Gott wirklich nicht gemocht …, ich denke, dass die Abstinenz dieser klaren Idee dazu beiträgt, dass alles auseinanderfällt. Ja, das nehme ich aus diesem Song mit: Ich sage nicht, dass du religiös sein sollst, ich sage, dass die westliche Welt Gott mit einer etwas klareren Idee der Menschheit als Kollektiv ersetzen muss. Weil, stell dir vor, dass keiner an Gott glaubt, okay? So und ich muss nun vor Gericht erscheinen. Warum sollte ich nicht lügen (lacht)? Das ist nur eine Kleinigkeit, aber da fängt es bereits an. Und das ist einfach eine wichtige Idee. Vielleicht sollte es nicht Gott genannt werden. Sondern man schwört auf die Menschheit der Erde. Nun, Imagine ist ein tolles Lied.

Nachdem ich mir in der letzten Nacht den Blutmond angesehen habe, habe ich mir das Video zu deinem Song Jean Is Gone angeschaut.

Ich würde gerne wissen, wie viel von dir tatsächlich in diesem Video zu finden ist, das mit deinen geschmeidigen und lustigen Tanzbewegungen gewürzt ist?
Wie viel von mir da drin steckt? Ich wollte wirklich kein Video dafür aufnehmen, aber ich bin sowieso Paris gefahren. Und ich habe da eine gute Freundin, Diane Sagnier, sie kann wirklich toll filmen, sie lebt da und ich wollte sie sowieso treffen. Ich wollte einfach nur dabei gefilmt werden, wie ich herumspaziere und dummes Zeug in Paris mache. Und so haben wir es dann gemacht (kichert).

Source: YouTube, LASalamiVEVO

Generation L(ost), was hat dich dazu gebracht, diesen Song zu schreiben?
Findest du dich auch selber in dieser Generation L(ost) wieder?
Ja, aber ich spreche nicht über meine oder eine spezielle Generation. Ich spreche von den Anfang Zwanzigjährigen bis zu den Mitdreißigern. Das ist die Generation, über die ich rede. Die Generation, die jetzt erwachsen genug ist, um Sachen im Leben erreicht zu haben. Sie können sich keine Häuser leisten, die Häuser sind zu teuer und sie können sich auch nicht die Mieten erlauben, vor allem, wenn man in einer großen Stadt lebt. Diese alte Vorstellung einer Familie existiert auch nicht mehr. Es ist wie die Revolution in die 60ern, die Sex-Revolution. Eine Menge Leute wissen nicht, was sie wollen. In diesem Augenblick ist es sehr offensichtlich, dass diese Generation verloren wirkt. Das Ende, es scheint auch momentan kein klares Ende zu geben. Als Beispiel, wir fügen dem Planeten Schaden zu, all die Dinge, die wir täglich in unserem Leben brauchen, die unser Leben leichter machen, als vor 100, 200 Jahren. Unser Zusammenspiel entscheidet, wann und wie schnell wir tatsächlich etwas dagegen tun können. Aber Firmen brauchen einen Anreiz, etwas zu ändern und dieser Anreiz muss durch die Leute kommen. Wir haben die Ozonschicht repariert. Wir haben sie nicht repariert, sie heilt sich selber.
Sie erholt sich.
Ja, genau. Weil wir Stopp gesagt haben, weil wir uns dessen bewusst geworden sind. Wir sollten uns vielleicht auch anderer Sachen bewusst werden und etwas tun. Wir sind uns heutzutage der Tragweite unserer Handlungen so bewusst wie nie zuvor. Stell dir vor, dass es dir als Tier so gut geht, wir sind nun mal Tiere. Wir sind an der Spitze der Nahrungskette. Wenn es einem so gut geht, dass man sich schuldig fühlt, wenn man andere Tiere isst. Das ist außergewöhnlich! Wenn du mit jemandem sprechen würdest, der 2000 Jahre vor Christi Geburt gelebt hätte, der könnte sich sowas gar nicht erlauben. Wie soll er durch den Tag kommen, wenn er nicht dieses Schwein erlegt? Weißt du, was ich meine? Stell dir das mal vor, dir geht es so gut, dass du Empathie für Kühe und Schweine empfindest. Das ist eine große Sache und es ist cool! Ich esse Fleisch, aber mir ist klar, was ich da esse. Und ich finde es fantastisch, dass das passiert. Das ist zum Beispiel so eine Art Anreiz. Welchen Anreiz haben Fleischproduzenten? Aufhören, Fleisch zu produzieren?
Wenn die Leute es kaufen, werden sie es weiterhin produzieren, klar!
Es werden keine Autos mehr produziert, die Abgase erzeugen, wenn die Leute mehr Hybrid-Wagen kaufen. Wenn sich jeder dessen bewusst ist und es einen auch kümmert.
Also müssen wir mehr Hybrid-Wagen bauen.
Ja! Eigentlich schon, ich bin ein Optimist. Es wird offensichtlich geschehen. Vor 100 Jahren waren Autos komplett anders, es ändert sich. Und wenn wir uns dessen mehr bewusst werden, dass der Planet lebendig ist, dann könnten wir sorgsamer mit ihm umgehen oder ihn zumindest nicht zerstören. Aber damit jeder sich dessen bewusst, brauchen wir jemanden in dem mächtigsten Büro der Welt, der sich auch dessen bewusst ist und dem das etwas bedeutet und die Leute dazu bringt, was zu ändern. Oder die Firmen um ihn rum üben Druck auf ihn aus, Gesetze zu erlassen, sich mit anderen politischen Führern zu treffen und den Wechsel zu verfestigen.

Okay, das ist die verlorene Generation. 
Ich würde sagen, dass Dylan ein Einfluss ist, wie man in Brick Lane hören kann.
Abseits von anderen Musikern, was inspiriert dich? Filme, Literatur …
Ja, all die normalen Sachen!

Lass uns einmal in die Popkultur abtauchen. Star Wars oder Star Trek?
Muss ich mich entscheiden?
Du kannst natürlich auch sagen, dass du beides liebst, oder beides hasst.
Ich habe beides geliebt. Aber nun ist es nicht mehr Star Wars und es ist auch nicht mehr Star Trek. Der Star Wars-Film hat mir echt wehgetan.

J.J. Abrams, dieser Kerl. Er sorgt echt für tolle Bilder im Film, aber er pisst mich wirklich an.

Was sie mit Star Wars gemacht haben …, wie denkst du über Star Wars?
Ich liebe es wirklich, aber als ich mit meiner Schwester The Last Jedi gesehen habe, da saßen wir im Kino und wir sagten nur: “Was für eine Scheiße?!”
Ich bin durch mit Star Wars. Als Luke verschwunden ist, da wusste ich, ich kaufe mir keine Karten mehr. Wenn es mich doch noch interessiert, reicht eine Kopie. Ich meine, im Endeffekt haben die letzten zwei Filme dafür gesorgt, dass ich die Prequels jetzt viel mehr schätze (lacht laut los). Ich schaue die Filme jetzt wirklich gerne, sie sind gut gealtert. Das war das erste Mal, dass viel CGI eingesetzt wurde und wir haben uns alle darüber beschwert. Aber viele der jetzigen Filme setzen auch viel CGI ein. Es ist super! Ich bin ein Freak.
Das ist schön!
Ich finde, sie sind eine tolle Darstellung der Comics, die ich echt liebe. Ich liebe Marvel, ich liebe die Marvel-Filme. Denn sie sind so, wie sie sein sollen. Aber Star Wars soll halt Star Wars sein. Es gehört in seine eigene Welt. Es kommentiert Probleme in unserer Welt, aber es soll kein Wink mit dem Zaunpfahl sein, als wenn wir Kinder wären. Und so war es immer. Es ist eine Weltraum-Oper. Also sprechen die Leute auf eine bestimmte Art. Und die Menschen haben sich darüber beschwert, dass George Lucas Politik in die Prequels gepackt hat. Wie übernimmt man eine Galaxie? Hä? Erzählt mir das mal! Ja man, ich brauche ein bisschen Politik (lacht)! Ich muss von der Handelsföderation wissen, weißt du, was ich meine? Weil nun haben sie all die Kritik an den Prequels genommen und sich gesagt: “Okay, davon machen wir gar nichts.” So macht es jetzt aber überhaupt keinen Sinn! Wenn sie das verdammte Imperium vernichtet haben, dann müsste doch jetzt alles auseinanderfallen und das Resultat wäre, dass die Rebellen noch aufräumen müssen, die Republik kommt zusammen und das Zentrum findet sich wieder. Also, wie kommt nun die First Order zustande?! (Ich beginne zu lachen) Es ist genau das selbe! Es ist beleidigend! Kannst du fünf Kultcharaktere aus den neuen Star Wars-Filmen aufzählen? Nur fünf, die Alten nicht eingeschlossen.
Das ist hart!
Ich kann dir fünf schon alleine aus Die dunkle Bedrohung nennen, ich liebe diesen Film. Der erste, Jar Jar Binks (lacht), jeder hasst Jar Jar Binks, aber jeder weiß, wie er aussieht und wer er ist. Darth Maul, Qui-Gon Jinn (lacht wieder), verstehst du, was zur Hölle?! George Lucas, dieser Typ hat Indiana Jones und Star Wars erschaffen! Dieser Mann steckt voller Ideen. Er ist nicht der beste Regisseur, aber selbst nach den beiden Trilogien, es war noch immer sein Ding, er hatte sogar Ideen für die dritte. Es gab halt einen anderen Regisseur. Wenn dir jemand, der Kerl, der den modernen Blockbuster erfunden hat, den Umriss einer Geschichte vorschlägt, dann folgst du diesem, klar?
Und sie haben ihn einfach weggeworfen!
Ja man, sie haben ihn weggeworfen und nicht nur das. J.J. Abrams hat einen Film gemacht, dann Rian Johnson, Brick ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme, ich liebe Rian Johnson, aber was hat er denn da gemacht?! In Star Wars geht es um die Skywalkers! Ich befürchte, darum ging es in der Haupttrilogie, richtig? Und es gibt bestimmte Dinge, die man einfach nicht macht! Jeder Episode überspringt einen Zeitraum. Das ist eine Sache, die man auch weiterhin so macht, es ist Star Wars! Verdammte Scheiße! Wirklich! Und Star Trek, das hat J.J. Abrams auch kaputt gemacht. In einem Interview hat er gesagt, dass er Star Trek schon immer langweilig fand. Dann sag doch Nein zu dem Job, man! Das originale Star Trek …
Er hat es zu einem Action-Blockbuster gemacht!
Ja, genau! In Star Trek geht es um das Reisen zu fernen Welten und darum, ein Team zu sein, miteinander auszukommen!
Unglücklicherweise mag das langweilig klingen, aber es geht darum miteinander auszukommen. Und die Föderation ist der perfekte Zustand, den die Menschheit erreichen kann. Und die Star Trek Discovery-Serie? Was?! Star Trek ist auf einmal voller Gewalt! Das ist Schwachsinn! Verdammt, ich hasse diesen Scheiß! Das pisst mich wirklich an! Tschuldige!
Wow, das habe ich nicht erwartet!

L.A. Salami: Ich bin ein richtiger Freak.

Die letzte Frage:
Wenn du einen Menschen interviewen könntest, wer wäre das?
Kein Interview, aber ich würde gerne mit Sam Harris eine Debatte über diese Gott-Sache führen. Aber davon abgesehen würde ich sehr gerne Jordan Peterson interviewen. Er ist ein Kanadier, ein klinischer Psychologe. An einer kanadischen Universität. Und in Kanada gibt es ein Gesetz, dass dir vorschreibt, dass du dich auf jedes Geschlecht beziehen musst. Und er hat gesagt, das wird er nicht machen. In der Öffentlichkeit. Er sagte, dass wäre für ihn gegen die Redensfreiheit. Weil du kannst Leuten nicht vorschreiben, was sie zu sagen haben. Du kannst das natürlich zur Kenntnis nehmen, wenn Leute was falsches sagen. Das Wort Nigger ist zum Beispiel nicht illegal. Aber, wenn jemand das sagt, dann kannst du die Polizei anrufen und sagen, dass du beleidigt wurdest. Nur dieses Gesetz sagt, wenn du jemanden nicht mit Herr, oder was auch immer dann gerade angebracht wäre, ansprichst, dann ist das eine Straftat. Und er hat gesagt, nein, das ist nicht richtig. Dann wurde er transphobisch genannt. Er geht wirklich lautstark gegen Third-Wave Feminismus vor und wurde schon ein Sexist und Rassist genannt. Er wurde schon mit der Alt-Right-Bewegung in Verbindung gebracht und damit hat er nun wirklich nichts zu tun. Das gleiche passiert bei Harris. Sie sind eigentlich links. Sie sind fortschrittliche Menschen, sie sind Befürworter der Gedankenfreiheit. Aber sie werden als schlecht angesehen, da sie Themen angehen, die etwas heikel sind. Das sind die Leute, die du auf deiner Seite brauchst, um die Welt besser zu machen. Sie denken über Lösungen nach und reden über das, über das geredet werden muss. Also ja, im Moment sind es diese.

Text, Interview & Polaroid Bilder: René Biernath
Instant Film: Color, For Use With 600, Deep Sea Dive-Edition

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