Renes Redekiste

Interviews & Polaroid-Fotografie

Blond

Nach dem ersten Eindruck durch “Spinaci” war ich stark geprägt, man könnte auch sagen, voreingenommen. Ich wusste ehrlich gesagt nicht so recht, was ich von der Musik der Band halten sollte. Anders, Kunst? Interessiert war ich aber, angetan durch diverse Interviews, hinzu kommt die Teilnahme am Startrampe-Format (mit Alpakas, unbedingt reinschauen)!
Im Gespräch mit dem Trio aus Chemnitz stellt sich heraus, dass sie eine spaßige
Truppe sind und allerspätestens nach Johanns “Gute Laune!”-Ausruf auf der Bühne, gehöre auch ich zu den Blondinators. Eure Musik läuft nun auch privat bei mir, ihr habt es geschafft. Facebook ist tot, lang lebe Blond!

Blond, aus Chemnitz, mögt ihr euch einmal kurz vorstellen?
Johann: Ich bin der Johann von Blond und ich spiele Bass, Keyboard, Gitarre und singe auch ein bisschen.
Nina: Ich bin Nina und ich spiele Gitarre. Und manchmal, ganz, ganz selten, Bass und Keyboard. Aber ich bin halt Frontsängerin.
Johann: Also, du singst auch manchmal.
Lotta: Und ich bin Lotta, ich spiel Schlagzeug und singe mit.

Ah, ihr seid also Blond!
Schön, euch kennenzulernen!

Was macht ihr neben der Musik?
Ihr seid jetzt ja noch nicht so groß im Geschäft, sage ich mal …
Alle durcheinander: 
Was, bitte was?! Hä?! Wie bitte?!
Nina löst auf: Also wir konzentrieren uns momentan schon zu 100% auf die Musik, haben die Sachen, die zuviel Zeit nebenbei gefressen haben, auch aufgegeben. Studiummäßig und so. Aber wir sind sonst trotzdem alle in der kreativen Richtung unterwegs.
Lotta: Ja, sonst halt normal arbeiten gehen, irgendwo, kellnern.
Nina: Es geht aber schon darum, dass man den Fokus auf die Musik legt. Deswegen machen wir jetzt nebenbei kein Studium oder irgendwas anderes krasses.

Ihr kennt euch schon seit eurer Kindheit, also wirklich lange.
Was ist eure witzigste Erinnerung zusammen?
Johann:
Da gibt es schon viele, aber die uns jetzt nicht einfallen (alle müssen lachen).
Nina: Wir waren zum Beispiel immer im Urlaub mit Johann paddeln. Das ist eine total tolle Geschichte zum Thema Vertrauen in unserer Band. Wir waren also paddeln, mit einem Boot und am Steg hat Johann dann gefragt: “Wie tief ist es, wenn man vom Steg runterspringt?” Da haben wir gesagt: “Tief genug!” Dann hat der Johann Anlauf genommen und ist reingesprungen.
Lotta: Und hat einen Salto gemacht!
Nina: Obwohl er nichts sieht! Einfach vertraut und mal ausgetestet.
Verrückter Kerl!
Johann: 
Würde ich nicht mehr machen!
Nina: Das ist jetzt so ein kleines Sinnbild.

Backstage beim Daughterville Festival.

In euren Videos, eurer Musik und ja, generell bei euren Auftritten, flippt ihr total aus! Ist das privat genauso?
Johann lässt ein schmutziges Lachen hören, bevor wieder Nina anfängt zu erklären:
Wir rede alle ganz viel gleichzeitig und laut und lachen, wir sind, glaube ich, immer so. Also wir haben ja auch ruhigere Lieder, oder auch traurige Lieder. Ich glaube, in der Richtung ist es dann eher ein Ventil für uns. Ansonsten sind wir eher laut und flippig, wie du es genannt hast.

Zu eurer Musik! Ich meine, “Madame Alone” ist zum Beispiel noch sehr umgänglich, bei Spinaci wird es ja ganz anders, da werden Wände eingetreten.

Quelle: YouTube, BLOND_OFFICIAL

Ein Freund von mir hat folgende Frage:
Wird es den Musikstil nun nachhaltig verändern, dass jetzt ausgerechnet euer deutschsprachiger Song am erfolgreichsten ist und euch bekannt gemacht hat?
Nina: Unseren Musikstil?
Nachhaltig verändern wird. Also, dass es mehr in die deutsche Richtung geht.
Nina: 
Das klingt immer so, als ob das durch die Sprache dann gleich eine komplett andere Richtung ist. Also nur aufgrund der Sprache. Wie gesagt, es gibt halt lustige Themen und traurige Themen. Wir wollen beides ansprechen und lustiges funktioniert halt besser in unserer Muttersprache.
Lotta: Das ist komisch, auf Englisch einen guten Witz zu machen, weil es sich irgendwie fremd anfühlt.
Nina: Also, so hat sich das für uns immer angefühlt. Es wird jetzt auch, wenn wir neue Lieder schreiben, englische und deutsche Lieder geben.
Lotta: Stay true!
Nina: Wir wollen beides weiterhin machen, weil es lustig und für uns auch abwechslungsreich ist!
Ich glaube, da ist er beruhigt, das ist cool!
Nina (lacht): 
Gibt für alle was. Wir wollen allen gefallen, deswegen machen wir alles, sagen wir immer.
Johann: Blond ist für alle da!

Habt ihr, abgesehen vom Erfolg, noch andere Ziele mit eurer Kunst? Wir befinden uns im Jahr 2018, haben Trump, Reichsbürger, dies und das, es läuft wirklich vieles verkehrt. Und wenn ihr auf der Bühne seid, dann ist das ja schon ausgeflippt, anders, habt ihr …
Lotta: 
Eine Message, oder so?
Genau, eine Message, danke, das ist es!
Nina: 
Wir haben ungern eine Message, die wir als Schild vor uns hertragen. Aber ich glaube, wie du es halt schon sagst, wir sind flippig und so. Ich glaube, es ist allen klar, was wir so vertreten, aufgrund der Tatsache wie wir auftreten. Nach Möglichkeit bunt und vielseitig und da wird auch niemand ausgeschlossen. Ich glaube, es gibt bei uns unterbewusst, an die Leute, die uns sehen, eine Message. Aber es ist jetzt nicht so, dass wir einen Titel schreiben müssen, in dem wir sagen, wir finden Nazis scheiße.
Nicht so plakativ, ja?
Lotta:
Ja!
Nina: 
Ja, das ist ein bisschen zu plakativ, das stimmt schon. Aber trotzdem haben wir jetzt in Chemnitz auf der Anti-Nazi Demo gespielt am ersten Mai, sowas macht man dann trotzdem. Ich habe jetzt keine Lust einen Titel darüber zu schreiben. Ist halt zu plakativ.
Lotta: Wir pflanzen das den Leuten ganz langsam ein, dass die das gar nicht merken. Dass die da gar nicht drüber nachdenken.
Nina: Die hören uns und das was sie denken, wird unbewusst zum Guten geöffnet. Das merken die gar nicht (kichert ein wenig).
Lotta: Das muss man musikalisch ganz lange ausrechnen, aber das haben wir schon raus.


Johann, du bist multiinstrumental unterwegs!
Das hattest du ja selber schon gesagt. Wie kam es dazu?
Ich meine, viele sind zu faul, das bin ich zum Beispiel. Oder einfach auch zu unbegabt, vielleicht bin ich das auch, um eines zu lernen.
Johann (lacht): 
Ich bin nicht zu faul, auf jeden Fall. Keine Ahnung, ich habe halt lange Klavier gespielt und dann kam das so irgendwann. Ich fand den Bass voll geil, weil Bass ein Instrument ist, das in der Musik überhaupt nicht fehlen darf. Neben dem Schlagzeug das wichtigste meiner Meinung nach.
Lotta: Danke Bruder!
Johann: Da kam dann alles nach und nach. Ich habe dann in meinem Umfeld viele Leute gehabt, die alle möglichen Instrumente gespielt haben, oder spielen.
Nina: Neid!
Johann: Hm?
Nina: Warst du da neidisch?
Johann: Genau, dann war ich neidisch (alle lachen) und wollte die alle einfach übertrumpfen! So langsam schaffe ich das, glaube ich.
Nina: Johann war auch schnell langweilig. Er lernt das dann schnell und dann denkt er sich: “Ach, na ja, jetzt mache ich mal das.”
Also ein ruheloser Geist, ja?
Johann:
Ach, na ja, keine Ahnung. Bei der Musik kann man einfach immer weitermachen! Also, es gibt ja immer wieder neue Sachen, die man da entdeckt. Man kann immer wieder neue Sachen lernen, man kann nie irgendwie alles. Es gibt kein Ende, das ist auf jeden Fall das schöne daran.

In einem Interview wurdest du, Johann, auch schon zu den Vorbildern gefragt und ich glaube, da hast du gesagt, du hast einfach keine.

Johann: Ich brauche keine Vorbilder.

(Alle schmunzeln und ich wende mich an Nina und Lotta)
Wie ist das bei euch, was habt ihr zwei für Vorbilder? 
Johann: Also, das stimmt übrigens so nicht ganz.
Nina: Das hast du bestimmt mal gesagt.
Johann: Es hat halt jeder Vorbilder.
Nina: Ich glaube, man braucht das auch, um überhaupt eine Motivation zu haben.
Johann: Also, ich bin zum Beispiel, musikalisch, ganz, ganz großer Fan von Muse. Auf jeden Fall! Ist wirklich die allerbeste Band, die ich in meinem Leben gehört habe.
Nina: Deswegen klingen wir genau so (wieder schmunzeln wir).
Johann: Aber solche Sachen verarbeitet man natürlich unterbewusst trotzdem. Klar, klingt man dann nicht wie die Band. Ich hör halt auch sehr viel Death-Metal und so einen Kram. Vielleicht spiegelt sich das irgendwie unbewusst in meinem Bass wieder. Ich glaube es zwar auch nicht … (beginnt zu lachen).
Nina: Wir haben, glaube ich, nicht alle ein Vorbild. Bei mir ist es zum Beispiel so, wenn ich mir Konzerte angucke, oder im Fernsehen irgendwelche Live-Auftritte von amerikanischen Popstars, Katy Perry und so, ich wollte immer so sein! Das heißt jetzt nicht, dass nur Lady Gaga mein Vorbild ist. Aber ich finde es einfach cool und ich habe immer gemerkt, dass mir das gefällt, wenn ich das sehe und das ich auch so sein will!
Johann: Das unterscheidet uns auf jeden Fall, weil das ist nämlich gar nicht meins. Das ist ja auch das gute, weil, wenn alles gleich wäre …
Lotta: Das fließt dann zusammen.
Johann: Sonst wären wir jetzt in einer Gothic-Death-Metal Band.
Lotta: Death-Metal mit Lady Gaga-Versatz.
Nina: Deswegen sind wir eine Death-Metal Band, die Pailletten-Kleider trägt bei ihrem Auftritt.
Johann: Und Indie spielt.

Was tragt ihr heute Abend?
Nina:
Pailletten! 
Lotta:
Aber wir haben was neues!
Nina: 
Mit herzförmiger Gürtelschnalle!
Auweia!

Nina: Deswegen sage ich zum Thema, unser Auftreten, ich meine, wir haben eine riesige Herzchen-Gürtelschnalle, ich finde, da ist schon alles gesagt!
Lotta: Darf man auch gar nicht erst erklären.


Schwenken wir einmal in eure Heimat, Chemnitz!
Was würdet ihr Besuchern unbedingt zeigen wollen?
Nina: 
Ich würde einfach gar nichts spezielles zeigen, sondern einfach einen Tag mit denen verbringen.
Johann: Man muss das auf jeden Fall von Anfang an sagen, wenn, dann ein paar mehrere Tage. Weil ich glaube, Chemnitz ist echt eine Stadt, in die man erst reinkommen muss.
Nina: Sightseeing, optisch ist sie jetzt nicht so schön. Deswegen sage ich lieber, Zeit mit den Leuten dort verbringen.
Lotta: Dürfen einmal mit unserer Crew abhängen (ein fröhliches Kichern geht durch die Runde)!
Nina:
Ich würde die einfach überall hin mitnehmen. Was man so tagsüber macht, wo man so langläuft, wen man so trifft.
Lotta: Man würde feiern gehen auf jeden Fall!
Nina: Ja, das ist schon wichtig in Chemnitz, weil, da kennen sich halt alle auf den Partys! Das ist schon cool, glaube ich. Du weißt einfach, heute gehen alle in den und den Club. Und dann treffen sich alle, sehen sich und du merkst, dass sich alle, wenn auch nur vom sehen, kennen. Das ist cool!

Wie sieht euer Fahrplan für die nähere Zukunft aus?
Nina:
Na, wir arbeiten an neuen Sachen.
Neue EP, oder ein Album?
Nina:
Das werden wir noch nicht verraten.
Ah, schade!
Nina (lacht):
Aber wir arbeiten fleißig. Mehr können wir wirklich nicht dazu sagen.
Lotta: Fleißig für die EP? Fleißig für ein Album?
Johann: Vielleicht wird es auch ein Dreifach-Album (schmunzelt). Wie Green Day oder so, wir haben einfach zu viele Lieder und müssen die alle auf einmal veröffentlichen.

Ihr seid heute Abend noch auf der Bühne, ziehen wir mal an dem Auftritt vorbei, wie sähe euer perfekter Backstage-Abriss aus?

Eine Variante des Backstage-Abriss.

Nina: Erstmal müsste ein Kühlschrank im Backstage sein (alle müssen lachen), mit Alkohol und der Rest ergibt sich dann von selbst. Es müssen andere coole Bands da sein und Alkohol muss fließen.
Johann: Und ein voller Kühlschrank, wenn wir kommen und ein leerer Kühlschrank, wenn wir gehen!
Das ist mal ein Wort!
Lotta: 
Und auch ganz viele Süßigkeiten!
Nina: Süßigkeiten trotzdem, ja, ganz viele zur Party! Und halt, wie gesagt, andere coole Leute, die noch mit im Backstage sind. Die man vielleicht auch noch nicht kennt.

Dankeschön, das wars!
Nina:
Gerne doch!
Lotta:
Das war ja knackig!

Wie oben bereits erwähnt, haben mich Blond mit diesem Gespräch und ihrem darauffolgenden Auftritt definitiv abgeholt und ich bin echt froh sie getroffen zu haben!
Um euch nach dem Interview nicht ohne weitere Neuigkeiten in die Welt zu entlassen, zu “It-Girl” gibt es seit gestern eine schnelle Aneinanderreihung von Bildern im Netz zu finden! Schaut gerne mal rein:

Quelle: YouTube, BLOND_OFFICIAL

Text & Interview: René Biernath
Polaroid-Fotos: René Biernath (1,5 & 6), Christoph Gerken (2,3 & 4)

Instant Film: Polaroid Originals Film, For Use With 600, Black & Pink Edition

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