Renes Redekiste

Interviews & Polaroid-Fotografie

John Monday

Am 30.09. letztens Jahres spielten John Monday den Release-Gig zur ihrer erfrischenden EP “Six, Drugs & Rock ‘N’ Roll”. Es war ein schwitziges Fest und nach diversen Touren im Jahr 2016, die sie in die Niederlande oder auch nach Großbritannien führten, eine Art Homecoming. Nachdem die Band um Nikita, Ole, Dominic und Adrian seit Ende 2014 zum persönlichen Bekanntenkreis gehört, ich 2015 das erste Mal bei concert-news.de über sie sprach, folgte nun, was kommen musste. Ich ergatterte die heiß begehrte Möglichkeit John Monday einen Tag nach dem umjubelten Auftritt im Nochtspeicher zum Gespräch zu treffen. Die Grenzen verschwimmen ab und an, da ich die gesamte Band zu Wort kommen lassen, aber Hey!
Warum nicht die Truppe selbst sprechen lassen? Das Licht ist gedimmt in der Nochtwache, als wir es uns alle gemütlich machen und wir das erste von drei Interview-Kapiteln beginnen.

Wer oder was ist John Monday?

Geiler Auftritt gestern, wie habt ihr das denn so wahrgenommen?
Ole: Ich muss sagen, irgendwie, es ging sehr schnell rum. Du musst ja wissen, wir haben sehr lange auf diesen Abend hingearbeitet, es fing alles an im März. Mit der ersten Recording-Session und alles. Na ja und irgendwie, dann ist halt dieser Abend so noch weit weg. Irgendwie ein halbes Jahr und auf einmal ist er da, wir sind auf der Bühne und gefühlt nach fünf Minuten ist es vorbei. Weiß nicht, irgendwie ist noch nicht so alles angekommen. Aber ich war sehr glücklich, hat mega Spaß gemacht, vor allem mit den Jungs wieder auf der Bühne zu stehen. War dann auch irgendwie wieder zwei Wochen her, als wir zusammen gespielt haben. Ne, war geil, das kam ja anscheinend gut an, wir haben gute Resonanz bekommen. Mir hat es einfach Spaß gemacht. Es war super.

Okay, schön, wo wir so von Wahrnehmung sprechen, was ist für euch John Monday? Ist das einfach nur eine Band? Das ist jetzt natürlich nur Provokation.
Nikita: John Monday GbR. (Alle in der Nochtwache lachen.)
Ole: Eingetragenes Markenzeichen, wir sehen uns als Firma.
Dominic: Ne, also das ist halt, was wir auch immer sagen, wir sind einfach eine Familie. So inzwischen. Wir streiten uns auch manchmal.
Nikita: Ziemlich selten muss ich sagen, eigentlich sehr friedlich alles in dieser Band.
Dominic: Ne, es ist eigentlich schön. Es ist wirklich sehr schön. John Monday ist etwas schönes. Wenn man fragen würde: Was ist John Monday?
Nikita: John Monday zieht das einfach durch. Also es geht halt im Grunde darum, so Grundsatzfragen, die man sich stellt, wenn man von Familie redet, so wie: Wie möchte ich das?

Also was verbindet einen irgendwie und lässt dann einen eben komplett durch alle diese Stufen gehen, die man so in einer Gruppe geht. Durch was auch immer, durchgehen und zu einem Ziel kommen. Und dieses etwas, was das verbindet, also ich glaub’ nicht, dass wir es genau wissen. Also wir spüren’s einfach.
Ole: Ich glaube, es ist immer der Moment auf der Bühne.
Nikita: Wir spüren’s, genau. Wir können’s nicht beschreiben. Das ist halt, ja, das ist ein Zusammensein. Und unsere Spezialisierung ist Musik, okay? Ja. Dann spielen wir halt öfter, als dass wir Interviews geben, zum Beispiel (lacht).
Adrian: Die Holländer bezeichnen uns immer als die angry Germans.

Angry Germans?
Nikita: Ich möchte hier korrigieren: German lover. Lovemaker!
Dominic: German lovemaker.

Adrian: Also letzten Endes, ich finde unsere Musik sehr schön, weil sie sehr viel Energie hat. Und ich fand die Bezeichnung dafür gut, dass wir sehr viel Wut in unserer Musik transportieren, durch die Energie, weil wir die einfach loswerden müssen. So. Weil wir sie sonst an uns loswerden und das ist nicht so gut. (Zustimmung macht sich in der Runde breit.)
Dominic: Ist der Ausgleich. Ist unser persönlicher Ausgleich zu dem, was wir sonst sind.
Nikita: Im Grunde ein Experiment. (Erneut geht ein Gelächter um.)
Aber das ist eigentlich eine ganz gute Sache. Ich glaub’, das ist einfach ein gemeinsames Ventil und das zeigt halt, dass vier komplett unterschiedliche Charaktere, von Grund auf einfach, miteinander arbeiten. Und vier verschiedene Leute machen halt im Endeffekt trotzdem eine Musik. So und das zeigt einfach, dass verschiedene Hintergründe, sowohl kulturell, als auch irgendwie …
Ole: Weil wir privat ja alle ganz verschiedene Musik eigentlich hören. So viel Einflüsse bringt zusammen halt das raus, was wir halt machen.
Adrian: Dominic hört halt eher so Death-Metal. (Wieder wird gelacht.)

Das sieht man ihm an, oder?
Dominic: Ich höre sehr viel Jazz, Free Jazz.
Nikita: Ich bin eher so Pop. So Britney Spears.
Ole: Ja, vor allem Wanda hörst du sehr gerne.
Nikita: Wanda. Ich liebe es.
Ole: Ist ja jetzt deine Lieblingsplatte
Nikita: Ach, ganz ehrlich, es ist nicht schlecht.
Dominic: Und Ole, Ole ist halt gerade so auf’m Trap-Pfad. Und Hardstyle.
Nikita: Wie in Holland man! Was war das bitte?
Dominic: Ja, das war Hardstyle! Da wird dann Hardstyle angemacht als Abbaumusik.
Nikita: Alter, es gibt ein Video davon man.
Dominic erinnert sich: Und die Lichtshow wurde noch gemacht und wir standen auf dieser Riesen-Bühne und dann gibt es dieses Video, wo Nikita vorne einfach tanzt. Und Ole aber noch beim Abbau mit meinem Ständer und kommt irgendwie mit diesem Ständer nicht klar zu dieser Hardstyle-Musik.

(Da verliert sich das Gespräch kurz in einem wilden Durcheinander, bevor Ole diese Erinnerung mit dem folgenden Satz beschließt.)
Ole: Die Nebelmaschine ist explodiert oder sonst was, es war einfach großartig.

Adrian: Ich liebe Holland.

DIE EP

Also der Zusammenschluss eurer Kulturen, wie Nikita das gesagt hat, oder eurer Einflüsse gipfelt ja in eurem von euch selbst betitelten New Age Rock ‘N’ Roll. Und der hat nun auf der zweiten EP “Six, Drugs & Rock ‘N’ Roll” einen neuen Höhepunkt gefunden. In 6 Tracks, Dominic hat gestern schon ein bisschen gespoilert, da sind 2 versteckt, wo auch immer …
Nikita: Aber nur er, wir wissen es auch nicht, wo er die versteckt hat.
Adrian: Er hat sie irgendwo auf die CD gepackt.
Nikita: Irgendwo hat er sie versteckt, so mitten in einem Part!
Adrian: Es sind halt Endparts. Wir hatten halt bei dem Song “Party Anthem No. 2” die lustige Idee, dass unser Produzent, der auch wirklich ‘n unfassbar geiler Musiker ist … Also, als wir die Sachen aufgenommen haben, dann willst du ja die zweiten Vocals rausfinden, also gucken, wie du das harmonisch machen kannst und dann musst du dich halt meistens ans Klavier für setzen. Und er ist halt ein krasser Typ, der die Sachen noch nie vorher gespielt hat. Er hat sie nur gehört, dann setzt er sich hin und spielt sie genau richtig, sofort.
Nikita: Beziehungsweise seine Interpretation.
Adrian: Und dann meinten wir, es wär echt witzig, wenn er so ein 1:40 Minuten Klaviersolo einfach mitten auf die CD ballert. Das Klavier ist total alt & extrem verstimmt.
Dominic: Und halt so Honky Tonk spielen.
Nikita: Eigentlich hat es halt in sich gestimmt. Es ist verstimmt, aber trotzdem kann man in sich …
Adrian: Und das ist lustig, da dachten wir einfach: Tun wir auf die CD. Ist auch echt nett, ist so ‘n Intro.
Ole: Ist halt eine super Überleitung zum Track danach.
Adrian: Genau. Und bei den anderen Hidden Tracks ist es das Ende von “She’s At My House”, das wir ja auch gestern gespielt haben, das ist dieses (imitiert das instrumentale Ende des Songs).

Quelle: YouTube, John Monday

Nikita: Das ist der Part, wo Adrian zwei Kilo pro Konzert immer abnimmt, nur bei diesem. (Schallendes Lachen geht durch die gesamte Runde.)
Dominic: Das war so halt etwas, was wir halt unbedingt auf der CD drauf haben wollten. Um halt zu zeigen, dass es auch einfach so ein Spaß-Ding ist. Weil vor allem auf dem Klavier, wenn du den Track auch hörst, wirst du hören, dass viel Gelächter im Hintergrund ist. Also, dass wir viel lachen, weil das war halt mitten rausgegriffen, er hat halt das Mikrofon angemacht und aufgenommen und wir haben dazu auch noch so ein bisschen geklatscht und einfach, ja. Wie soll man das sagen? Du musst es dir anhören. Wir haben einfach nur mal versucht diese Atmosphäre aufzugreifen und mal auf unsere Arbeitsmoral hinzuweisen. Weil die andere CD war halt so: Track, Track, Track, produziert. Und das war jetzt eher so ein Ding, okay, wir spielen ja auch live, wir haben die CD komplett live eingespielt. Nur der Gesang wurde ja drüber gemacht, sonst haben wir alles ohne Klick aufgenommen. Wir haben uns einfach nur so in den Raum gesetzt und haben dann die Instrumente aufgenommen.
Adrian: So und normalerweise machst du es ja so, dass du einen Klick hast, einen Computerklick und dann kannst du die Sachen perfekt gerade ziehen. Und wir hatten halt die Idee, dass wir, um unseren Live-Sound einzufangen, der uns ja ausmacht … Das sind halt die Live-Konzerte, die für uns stehen, diese Energie, die müssen wir halt versuchen irgendwie einzufangen. Und das können wir halt nicht, wenn irgendein Computer uns zurückhält. Das ist dann natürlich für uns als Band, schneller oder langsamer zu werden, das ist meistens gar nicht für den Hörer spürbar.
Nikita: Ja.
Adrian: Aber trotzdem passiert irgendwas. Und deswegen werden wir wahrscheinlich das Album, was wir aufnehmen, auch ohne Klick aufnehmen. Was aber eigentlich heutzutage nicht mehr okay ist, weil das bedeutet, du kannst es ja nicht wirklich nachproduzieren. Weißt du, wenn du es halt mit dem Computer quantisierst, dann hast du die Möglichkeit 10.000 Spuren übereinander zu legen und das so richtig amerikanisch fett zu machen.

Das haben wir bei der ersten CD auch gemacht. Die klingt ja sehr amerikanisch teilweise, weißt du, weil da so tausende Gitarren drauf sind. Und das wollten wir dieses Mal nicht. Wir wollten zu diesem Ding hin, was wir irgendwie so als Vorbild hatten, so diese Arctic Monkeys-Geschichte, dieser britische Sound, der so ein bisschen blechern ist, weißt du, so ein bisschen …

Wollt ihr wieder diesen rauen Sound von der Straße?
Nikita: Ja, ja, genau!
Adrian: So ein bisschen rough!
Dominic: Ja, weißt du, aber trotzdem fett! Es ist natürlich aufwendiger. Man hört auch zum Beispiel am Intro, erster Song, gleich erstes Gitarrenriff und man hört auch Applaus und so im Hintergrund. Weil wir wollten das direkt haben. Dieses Gefühl, du bist auf einem Konzert. Bamm! Erster Schlag! Applaus! Wow! Und gleich dieses Gefühl. Und dann geht es los! Und Groove! Und das war das Wichtige für uns, dass das einfach passiert. Es war aber auch aus Versehen irgendwie. Wir haben dann irgendwie nochmal das dadrüber gemacht und waren dann so: Ja, geil!
Nikita: Ja, vor allem bei Memories hatten wir einen geilen Moment. Wir haben mehrere Spuren von diesem Live-Track aufgenommen und dann hat der Produzent rausgefunden, dass du die halt komplett durcheinander schneiden könntest.
Dominic: Weil wir so im Timing geblieben sind.
Nikita: Genau! Weil das innere Timing einfach komplett stimmte. Jedes Mal hättest du einen Klick daneben laufen lassen können, der wäre schief, aber …
Dominic: … es fängt sich immer wieder irgendwie.
Nikita: Ja, genau! Weil das halt unser Klick ist sozusagen. Der andere.
Dominik: Unser Puls.
Adrian: Der Gehirnklick.
Dominic: Weil wir haben halt auch versucht mit Klick und so zu spielen. Und das war halt bei der letzten Platte, aber das war nicht das, was wir danach wollten. Also nicht, dass die Platte schlecht ist, aber wir haben halt gedacht, wir wollen einfach einen Schritt weitermachen. Wir wollten unbedingt zeigen, dass wir aus der letzten Platte gelernt haben und nicht einfach: Wir machen jetzt noch irgendwie eine neue.
Adrian: Eigentlich freuen wir uns schon auf das Album.

(Zustimmung ertönt aus der Runde.)
Nikita: Ja, das ist auch wichtig, dass wir halt diesen Schritt durchziehen. Den habe ich auch gestern einmal angesagt. Also wir hatten halt eine Idee und die ist ja auch zwei Jahre alt, oder? Soviel zum Thema durchziehen.
Dominic: Nee, direkt am Anfang.
Dominic und Nikita aus einem Munde: Drei Jahre.
Nikita weiter: So, das heißt, nach drei Jahren bist du halt weiter. Deine Musik ist weiter. Dein ganzes Design ist weiter. Deine Vorstellung ist weiter und dann fragst du dich halt, na ja: Was machen wir hier? Wir machen noch eine Trilogie aus vor drei Jahren, die wir uns damals gedacht haben: “Lucky Seven”, “High V”, “Six, Drugs & Rock ‘N’ Roll”.
Dominic: Das stand vor drei Jahren fest.
Nikita: Genau! So, aber zwischendurch denkst du dir so: Nee, wieso nicht jetzt direkt ein Album? Und überhaupt. Brauchen wir das überhaupt? Und lass doch mal gleich zehn Songs aufnehmen. Nö! Man zieht es halt durch. So, jetzt hat man es gemacht und rückblickend kann man sagen: Auf jeden Fall hat man es halt gemacht.
Ole: Vor allem war es ja auch gut, um unseren Sound zu finden, ne?
Nikita: Genau! Die erste Platte haben wir im Proberaum komplett selbst aufgenommen.
Wo gibt es die eigentlich? Mal kurz zwischendurch.
Adrian: Die gab es online zum Download, wenn du sie haben willst, kann ich sie dir schicken. (Blankes Entsetzen äußert sich in verschiedensten Ausrufen!)
Adrian: Ne, ne, so schlecht ist es gar nicht. Gehört ja auch dazu. Der Sound ist halt scheiße. Aber es ist halt jung.
Ole: Und es gab sie, als ich glaube limitierte Auflage von 50 CD’s.
Nikita: Heftig!
Dominic: Ja, ich hab noch eine zu Hause.
Nikita: Richtig professionell gebrannt, Alter!
Ole: Und dann halt die zweite Platte, die wir halt so richtig übertrieben produziert haben (High Five) und fett ist.
Dominic: Vor allem “Rock ‘N’ Roll”, für “Rock ‘N’ Roll” haben wir vier Tage im Studio gesessen.
Ole: Das war halt immer wieder noch was dazu.
Adrian: Noch eine Gitarre.
Dominic: Und dann noch Bläser.

Quelle: YouTube, John Monday

Ole: Dann haben wir halt gesagt: Ja gut, aber irgendwie back to the roots, Garagensound.
Nikita und Dominic: Live!
Ole: Und das ist halt das, womit wir uns jetzt wohlfühlen. Ja, Live-Sound vor allem. Das müssen wir halt jetzt gucken, wie wir das beim Album machen, da muss ja nochmal wieder eine Schippe drauf, ne. Zur EP jetzt.
Adrian: Aber das soll ja kein Problem sein. Wir sind ja schon ziemlich krass. (Alle lachen.)
Nikita: Es war angenehm, dass gestern halt auch Leute, auf deren Meinung wir auch Wert setzen, da waren. Unter anderem unser Musikproduzent. Oder einfach Eltern von uns, die halt auch Musiker sind zum Teil. Wenn die das irgendwie einmal ansprechen, dann haben sie so eine Begründung dahinter, wenn sie dir ein Kompliment machen. Und sagen es dir nicht, weil sie sich gerade total emotional aufgewühlt fühlen. Und alle sagen dann Komplimente: Ja, du hast es toll gemacht. Manche meinen das so richtig. Ich persönlich habe gehört, dass wir unsere EP-Entwicklung sozusagen, auf einem Level verlassen haben, was halt jetzt irgendwie wirklich bereit wäre für so eine Support-Show von einer großen Band. Also das ist ja etwas, wovon man so träumt. Diese Schritte, die man machen muss. Manchmal ist das ein guter Schritt, einfach mal als Support-Band mitzureisen. Aber eigentlich in jedem Fall ist es gut.
Adrian: Das ist das Beste, ja.

Nikita: Aber es ist schön, dass Leute halt auf dein Konzert kommen und die gucken sich das an und denken: Ja, hier ist eine größere Bühne. Jetzt schon. Ich hab ja auch zum Beispiel gehört, 150 zahlende Leute. Das ist jetzt einfach für uns ein Statement. Wir haben lange überlegt, 10€ Preis, ich meine, das sind jetzt Peanuts. Wir reden hier nicht von 23,30€. Sondern 10€. Und letztes Konzert waren es 8€ im Vorverkauf. Aber trotzdem denkt man sich, ok, das ist eine zweistellige Zahl.
Dominic: Ja, sind die Leute dazu bereit, das zu bezahlen.
Nikita: Genau.
Dominic: Das war für uns eine riesige Diskussion, auch zu sagen, sind wir jetzt so weit, dass wir das machen können. Wir wissen es ja nicht. Wir können ein paar Leute fragen, die sagen dann: Ja, oder nein. Und die haben auch alle ja oder nein gesagt. Aber die meisten, die wir dann gefragt haben, die ja begründet haben, die haben auch gesagt: Ja, macht es. Weil den Leuten wird es das hoffentlich wert sein. Und wenn ihr das denen nicht wert seid, dann wird das ein Zeichen sein. Deswegen war es halt auch ein Test. Auf eine Weise, wir wussten es halt nicht.
Nikita: Ja, genau. Und der Tino, mit dem wir auch arbeiten, der hat uns letzten Endes auch dazu geraten. Und er hat auch als Statement gestern selber nochmal dazu nochmal gesagt: Na ja, um die 20 People, oder 30 People, die wir letztes Mal hatten, da waren wir bei 180 Leuten für 5€ Eintritt. Das entscheidet sich eben nicht über den Preis. Also wenn 150 Leute halt kommen, dann mögen sie dich. Die könnten sich jetzt zweimal Starbucks-Kaffee kaufen oder so, für 4,50€ mit Soja, oder halt eben so eine Karte kaufen und das ist ein cooles Gefühl! Und trotzdem stresst man sich einfach ungemein ab, wenn man in der eigenen Stadt spielt, das ist einfach nur pervers.

Ist das echt so ein krasser Gedanke?
Nikita: Ja, es nervt dich richtig!
Dominic: Wir haben eine richtige Spielroutine inzwischen, aber in der eigenen Stadt zu spielen, macht einen tierisch nervös. Wir waren auch gestern, sozusagen die ersten 4-5 Songs, mussten wir uns erstmal einkriegen, weil man so verdammt aufgeregt ist.
Nikita: Ja, wobei, also ich hab auch gehört, dass es nach den ersten beiden schon in Ordnung war. Wir müssen uns halt wiederfinden. River als Opener, haben wir uns halt lange überlegt, was und wie und wo. Fand man geil, weil das ein super Song ist, aber dadurch, dass ich halt in meiner nicht normalen Stellung, also mit Gitarre in der Hand bin, verunsichert es die ganze Konstellation, weil die Bewegungsabläufe anders sind, wenn ich keine Gitarre hab. Und River haben wir Ewigkeiten nicht mehr live gespielt. Das heißt, ich bewege mich anders, weil halt ohne Gitarre und keine Ahnung, die Jungs dann auch an sich. Sich dann so zu fangen: Konzert, Scheiße, wo ist eigentlich meine Gitarre …, aber gut, trotzdem, hat funktioniert.
Dominic: Du wirst übrigens auf der Lucky Seven wiederfinden auch viele Titel wiederfinden, die wir heute spielen, in anderen Versionen. (Hiermit ist der damalige Gig auf dem Spielbudenplatz gemeint).

Das heißt, ihr nehmt nochmal altes Material neu in die Hand.
Ole: Umgeschrieben, ja.
Adrian: Wir haben uns jetzt vorgenommen, das nicht mehr zu machen.
Dominic: Einen Song müssen wir leider noch machen!

Das Album und Tourerinnerungen

Quelle: YouTube, John Monday

Jetzt gucken wir einfach schon in die Zukunft, reden über Songs, die ihr umschreiben wollt, lasst uns einfach über das Album sprechen. Habt ihr konkrete Vorstellungen, Wünsche, einen Zeitpunkt?
Nikita: Wir releasen es in zwei Wochen. (Allgemeines Gelächter)
Adrian. Wir schreiben es morgen zu Ende, es fehlen nur noch 18 Songs. Und dann ist es durch.

Ist ja kein Thema, ihr seid ja krass, habe ich gehört.
Adrian: Das hat er sich gemerkt, siehst du.
Dominic: Also wir planen es halt bis Ende nächsten Jahres hinzukriegen. Es ist aber immer ganz, ganz schwierig, irgendwie Pläne einzuhalten. Weil meistens einen Monat oder zwei vorher merkt man dann: Jaa …
Nikita: Wir haben ja alle nebenbei noch was.
Adrian: Es liegt ja auch an dem Business, weißt du? Wir haben die CD direkt nach der Tour im März, haben wir “Six, Drugs & Rock ‘N’ Roll” aufgenommen. Wir sind direkt danach, am Samstag war der kukuun-Gig, am Sonntag sind wir ins Studio gefahren, waren dann da vier Tage und sind komplett fertig gewesen, so. Und dann aufgrund von ganz vielen Sachen, dass unser Produzent krank war und nicht da war, haben wir vier Monate lang nichts aufgenommen, weißt du? Es hat richtig lange gedauert, bis wir für die Gesangsgeschichten ins Studio konnten. Einfach nur, weil so viel passiert ist, wodrüber wir auch keine Gewalt hatten, weil dann hat er geheiratet, das kam auch noch dazu, dann ist sein Stiefvater gestorben und seiner Frau ging es richtig schlecht und da sind dann so viele Sachen gewesen. Das war halt scheiße. Und deswegen ist es immer schwierig. Also man nimmt es sich irgendwie vor. Ich würde mich super freuen, wenn wir es schaffen, 2017 das rauszubringen. Das fände ich einfach als Output sehr cool.
Nikita: Also als Output-Quote, genau. Ich weiß nicht, das wissen wir glaube ich alle nicht. Weil ich glaube, wir haben daraus gelernt, dass wir uns nicht mehr hetzen wollen.
Dominic: Aber wir versuchen es. Also es ist trotzdem so ein Arbeitsdruck da.

So ein gesunder Druck aber.
Nikita: Ja, genau. Aber man muss halt irgendwann auch wirklich ganz realistisch auf Dinge gucken und sagen: Nee, Stop, das ist zuviel, das schafft man einfach nicht. So und das ist einfach ein normaler Werdegang irgendwie.
Dominic: Weil wir müssen auch noch so viel spielen. Jetzt gerade geht so die Saison los, wo wir dann für Großbritannien gebucht werden. Wo wir dann echt jetzt größere Sachen haben.
Nikita: Ja, hoffentlich. Die Sterne stehen gut theoretisch, klar. Das muss man halt gucken.

Wo ihr von Holland und von England sprecht und wir die Zukunft ein bisschen abgehakt haben. Jetzt wart ihr gerade in Großbritannien, habt ihr da irgendwie ein richtig erinnerungswürdiges Erlebnis, wo ihr sagt: Boah, das war echt der Knaller und das werden wir nicht vergessen?
Dominic: Wir haben uns tätowieren lassen.

Schon wieder? Was dieses Mal?
Adrian: Also ich hab ein Herzchen.
Dominic: Wir haben verschiedene Sachen, er (Adrian) hat sich ein Herzchen machen lassen, ich hab einen Stimmschlüssel, hier.
Ole: Ich hab nichts gemacht.
Dominic: Er (Ole) hat nichts machen lassen, er hat sich nicht getraut.

Er will es nicht zeigen, ich weiß wo es ist! (Alle lachen) Ich weiß ganz genau wo es ist.
Ole: Ich hab ein größeres Motiv in Planung und ich wusste noch nicht die Stelle und wollte mir die nicht mit irgendeiner Kleinigkeit zuballern.
Dominic: Deswegen, sein ganzer Körper ist halt so ein Bodysuit.
Nikita: Ja gut, eigentlich hat er sich was auf den Arsch tätowieren lassen. Aber der letzte Gig! Alter, bei den Leuten.
Adrian: Ich fand den zweiten besser, ehrlich gesagt.
Nikita: Ach, ich red doch nicht vom Gig! Von der Location und von dem Gig als Event man. Wir waren bei den absurdesten Leuten einfach.
Dominic: Ja, stimmt, in Whitchurch.
Nikita: Alter, in Whitchurch. Das ist so ein krasser …
Dominic: Das sind eigentlich hauptberuflich Antik-Händler. Und die haben einen Laden in Whitchurch, Percy’s Cafe Bar und die sammeln aber auch, dadurch, dass sie Antik-Sammler sind. Die haben sich spezialisiert auf ausgestopfte Tiere aus der viktorianischen Zeit. Das heißt, die haben da Eisbären stehen, Tiger, Löwen, Leoparden, vier Skelette haben die da auch, Menschenskelette. Deren Esstisch ist ein alter Leichenseziertisch.
Adrian: Operationstisch.
Ole: Da haben wir Pizza von gegessen (alle lachen).
Adrian: So durch! Das war so witzig ey!
Nikita: Das war krass man!
Adrian: Und hier, die sammeln auch so Zahnarztstühle aus dem 18. Jahrhundert.
Dominic: Damit verdienen die halt Geld. Und die haben halt unfassbar natürlich viel (lässt ein Husten in den Raum fallen). Und ihre Tochter irgendwie, sie ist glaube ich hauptberuflich Anfang 20 …

Sie ist hauptberuflich Anfang 20! (Die Nochtwache explodiert vor Lachen)
Adrian: Geil, danke man!
Nikita: Nice! Das ist ein Spruch!
Dominic: Und sie macht Pferdezucht für Springpferde. Mit 20, Anfang 20.
Adrian: Ich bin ja hauptberuflich schon Mitte 20. (Das Lachen kommt noch einmal auf)
Dominic: Und sie stand ganz ultra hart auf Ole und hing die ganze Zeit an Ole dran und fand seine Augen so toll, dass die so groß sind.
Adrian: Und dann hat sie ihn die ganze Zeit gefragt, ob er wirklich glücklich mit seiner Freundin ist.
Ole (total verschlafen klingend): Und ich die ganze Zeit so: Ich bin einfach so krass verliebt, dass kannst du dir gar nicht vorstellen.
Adrian: “Are you really happy like for real, like I can make you really happy?” (Die gute Stimmung reißt nicht ab.)
Nikita: Vor allem, weil er müde ist, dann sitzt er da total emotionslos und sie versucht da so: “Digga, ich glaube dir nicht.” “Nee, ich liebe sie total man.”
Ole: Ich war halt so müde, so fertig und hing da nur so.
Dominic: Und sie war so heiß auf ihn, unfassbar! Locker wäre sie mit dir durchgebrannt, man!

Nikita: Alter, auf dem Seziertisch! Direkt! (Die Runde feiert wieder.)
Adrian: Leute!

Und dann reitet ihr auf einem frisch gezüchteten Pferd, ne, das geht nicht.
Nikita (verhaspelt sich): Frich gezüchtet.
Adrian: Frech gezüchtet!
Nikita: Frech gezüchtetes Pferd man! Was ich übrigens nochmal zu dem Album sagen wollte, was wir glaube ich auch gelernt haben, dass wir, im besten Fall, bevor wir das Album aufnehmen, auf eine Tour gehen! Das ist nämlich das Beste, was uns passieren kann! Wenn du nach der Tour direkt ins Studio kommst, bist du so richtig durchgevögelt.
Dominic: Also vom musikalischen her.
Nikita: Ist halt so! Ich meinte jetzt nicht von der Tour nach Hause und von zu Hause ins Studio, nein.
Adrian: Nein, wir sind immer noch die langweiligste Rock-Band aller Zeiten.
Nikita: Was?! Hast du eigentlich meinen Ingwer-Tee schon gekocht? Ein bisschen Honig bitte, ja?
Dominic: Als wir die erste Niederlande-Tour hatten, da haben wir den letzten Termin in der kleinsten Bar Rotterdams gespielt. Die mit 25 Leuten ausverkauft und voll war …
Nikita: Da haben glaube ich 5 reingepasst in diese Bar.
Ole: Beste Stimmung überhaupt.
Dominic: Es war der beste Gig auch, von der Tour. Auf jeden Fall war das dann nämlich so: Wir kamen dann halt an und waren schon krank natürlich. Wir haben vorher gesagt, nein, wir saufen nicht und dann natürlich ist es trotzdem passiert.
Nikita: Und dann war Dominic die ganze Zeit breit und wir mussten ihn zum Auto tragen.
Dominic: Ja ich war dann halt auch noch der Fahrer. Die mussten mich ja irgendwie noch wach halten.
Nikita: Und dann war er noch der Fahrer! (Alles lacht)
Dominic: Auf jeden Fall war das dann so, dass wir halt da ankamen. Die waren so: Und, was wollt ihr? Shots oder Bier? Und wir so (senkt die Stimme): Tee bitte. Ja, richtig Rock ‘N’ Roll hier!
Adrian: Und dann: Tee, äh, ich glaube wir haben gar keinen Tee.
Nikita: Haben sie heißes Wasser?
Adrian: Das war sehr lustig. Sie haben uns nicht wirklich ernst genommen. Aber dann haben wir gespielt und danach haben sie uns ernst genommen.
Nikita: Ja, danach haben wir nämlich auch Bier bestellt. Da war es ja auch egal.
Dominic: Ja, Tour ist erstmal wichtig vor dem nächsten Album.
Nikita: Genau, es ist ganz, ganz wichtig, genau. Weil man kommt einfach musikalisch total auf dem selben Nenner da rein, in dieses Studio.
Dominic: Und durch das ganze Vögeln ist man ausgeglichen.
Nikita: Und durch das ganze Vögeln! Aber man muss auch sagen, dazu geben wir auch keine Auskünfte in einem Interview. Sorry, aber was auf der Tour ist, bleibt auf der Tour.
Adrian: Apparently, what happens in Vegas, doesn’t stay in Vegas, you have herpes. (Wieder wird gelacht.)
Nikita: Ja, Album, Album.
Adrian: Wir können euch den Titel ja schon verraten. (Ein geschlossenes Nein ertönt vom Rest der Band.)
Nikita: Was wir halt noch beim Album verspüren wollen, außer ganz viel Sex, man hat jetzt nicht mehr 6 Slots, die man belegen muss und dann tut man so einen Song rein. Sondern man hat dann irgendwie einen Pool von Songs und sucht daraus das Best-Of sozusagen raus. So. Also erstens, weil es dann zeigt, ob die Band bereit ist auf Tour zu gehen. Wenn sie sich nämlich im Studio noch nicht überall Messer reingestochen haben, dann können sie eine Tour fahren! Dann schaffen sie das auf der Tour lange miteinander zu sein, glaube ich.
Dominic: Man darf ja nicht vergessen, das ist ja wie ein Familientrip. Und du hast nicht frei zwischendurch. Du hockst die ganze Zeit aufeinander. 24 Stunden.
Adrian: Ich liebe es.
Nikita: Ja, genau. Und dieser “Aussuchprozess”, also zu sagen: Nee, wir reduzieren jetzt das, was wir haben und im besten Fall finden wir alles geil. Und dann müssen wir 12 davon, oder 14, oder 39, wissen wir noch nicht, auswählen

Text, Interview & Polaroid-Foto: René Biernath
Fotos: Jules Lappoehn
Instant Film: Color, For Use With 600, Classic White Frame

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