Renes Redekiste

Interviews & Polaroid-Fotografie

King Hannah im Interview!

Nachdem ich 2022 King Hannah eher zufällig entdeckte (ich las in einem Magazin etwas über die Band aus Liverpool und kaufte mir die Platte aus reiner Neugier und einem guten Gefühl heraus), lief I’m Not Sorry, I Was Just Being Me in meiner Wohnung rauf und runter. Die Atmosphäre, die Hannah Merricks düstere, sanfte Stimme und das schwere Gitarrenspiel Craig Whittles schufen – das Gesamtklangbild der Scheibe war und ist einfach ein durch und durch rundes Ding. Endlich etwas Neues und Frisches! Ich denke hier nur an Foolius Caesar

Als ich sie dann noch im selben Jahr im Knust live sah, schloss sich ein Kreis der musikalischen Art. So etwas habe ich bisher selten erleben dürfen, denn das Konzert gehört zu einem der besten Auftritte, die ich bisher sehen konnte. Leider konnte das damalige Klangerlebnis von der Band bisher nicht wieder getoppt werden.

Aber genug der Erinnerungen. King Hannah sind zurück im ausverkauften Knust, im Gepäck ihre aktuelle Platte Big Swimmer. Und bei diesem Konzert sind sie auch bereits der Hauptact, nachdem sie vor drei Jahren nur die Vorband stellten. Danke an das Messed! Up Magazine für die Möglichkeit dieses Interviews (wieder einmal). Also darum, wer sie noch nicht kennt, hier sind: King Hannah!

Quelle: YouTube, King Hannah

Das interview

Lasst uns einfach beginnen. Wer ist King Hannah?
Craig: Wer ist King Hannah?
Hannah: Wir beide sind King Hannah…
Craig: Wir sind King Hannah.
Hannah: Craig und Hannah. King Hannah. (lacht)

Nächste Stufe: Eure Musik in drei Worten.
Craig: Ehrlich… was hast du gesagt?
Hannah: Nun, ich wollte gerade sagen: Höre nie auf zu schwimmen.
Craig: Okay, dann beantwortest du diese Frage.
Hannah: Höre nie auf zu schwimmen.

Die letzte Frage, bevor es ernst wird:
Ist es Star Wars oder Star Trek für King Hannah?
Craig: Star Wars.
Hannah: Ich glaube, ich habe keins von beiden gesehen.
Craig: Star Wars ist zu verpflichtend. Ich glaube, dass es für mich mittlerweile Star Trek ist. Entschuldige, aber das es ist zu schwierig sich festzulegen, doch mit Star Wars bin ich aufgewachsen.
Hannah: Ich sage Star Wars, weil mein Neffe Star Wars mag und ich liebe meinen Neffen.

2022 habe ich euch zweimal live gesehen. Das erste Mal war hier im Knust, das zweite Mal im Paradiso in Amsterdam.
Wie fühlt es sich an, nun die Läden auszuverkaufen, in denen ihr vor nur drei Jahren die Vorband wart?
Craig: Ja, ich habe da tatsächlich gerade mit Connor, unserem Bassisten drüber gesprochen. Es ist verrückt, an diesen Orten zu spielen und den Abend als Vorband zu eröffnen. Wir spielen also in diesen großen Clubs und dann, zwei Jahre später, ist es unsere eigene Show. Ich meine, wir sind sehr dankbar dafür. Du steckst da die Zeit und Arbeit rein und es fühlt sich so an, als ob…
Hannah: Es fühlt sich so an, als ob, entschuldige…
Craig: Nein, nein, ist schon gut.
Hannah: Ich wollte sagen, dass es dich denken lässt, okay, wir machen irgendetwas richtig.
Craig: Ja.
Hannah: Es läuft so, wie wir das wollten. Weißt du, du willst hier nicht den Support machen und dann nicht zurückkommen. Das Ziel ist es, zu wachsen und größer zu werden. Und ich wäre beunruhigt, wenn es nicht so laufen würde, dann würden wir uns wundern, warum das so ist. Also heißt das, dass wir etwas richtig machen.
Craig: Ja und das fühlt sich ziemlich gut an. Es fühlt sich auch ziemlich schnell an, denn das Konzert mit Dive fühlt sich gar nicht so weit weg an. 
Hannah: Genau. Wir sind einfach nur dankbar für jeden, der wiedergekommen ist. Es ist unglaublich. Das ist es wirklich.

Wie bleibt man auf Tour bei gesundem Verstand – Ein Leitfaden

Wir haben gerade schon unsere Zehen ins Wasser gelassen – das Tourleben. Es scheint so, als wärt ihr ständig unterwegs.
Ihr besucht so viele Orte und ich habe gelesen, dass Amerika einen großen Eindruck bei euch hinterlassen hat. Und dass das, was ihr gesehen habt, irgendwie auch Big Swimmer beeinflusst hat.
Gibt es auch andere Orte – abseits von Amerika, wo ihr euch gedacht habt: „Wow, so etwas habe ich noch nie gesehen?“

Craig: Dieses Gefühl hat man natürlich immer irgendwie ein bisschen. Unsere Reise nach Europa war etwas vertrauter, weil es so dicht dran ist, da war man halt schon einmal. Wir waren bereits in New York und an den anderen größeren Orten, aber durch Texas zu fahren und sowas, das war etwas, was wir vorher nicht gemacht hatten. Aber Skandinavien war für mich genauso, da war ich auch nicht vorher. In Teilen von Italien war es auch so, du kannst nicht glauben, wie schön einige Orte sind.
Hannah: Die Niederlande genauso. Selbst Teile von Deutschland, als wir sie zum ersten Mal sahen, wie all diese schönen Dörfer, die so malerisch sind, jeder fährt mit dem Rad und alle sind glücklich und gesund, das war wirklich schön anzusehen.
Craig: Du bekommt eben die Städte und alles drumherum zu sehen. Die großen Städte, ich denke, die inspirieren einen am meisten.
Also habt ihr unterwegs auch ein paar tolle Leute getroffen?
Beide: Ja man!
Craig: Ich meine, seit wir mit dem Touren begonnen haben, vor fünf Jahren, haben wir einige unserer liebsten Menschen getroffen. Und Leute, die wir auf unseren Konzerten getroffen haben, sind nun gute Freunde von uns. Wir sind da sehr glücklich drüber.

Wo wir gerade von Dingen sprechen, die ihr vorher nicht kanntet.
In den sozialen Medien habt ihr viele Pizzen geteilt.
Welche war die Beste und wo habt ihr sie genossen?
Hannah: Es muss in Italien gewesen sein.
Craig: Es muss Italien gewesen sein, ja.
Hannah: Aber hatten wir eine in Italien? Ich erinnere mich tatsächlich nicht daran, eine in Italien gegessen zu haben.
Craig: Nein, es war nur Pasta! Was war die beste Pizza, die du jemals gegessen hast?
Hannah: Jemals?
Craig: Ja!
Hannah: Das ist wirklich schwer.
Craig: Es ist hart, oder?
Hannah: Ja, das ist wirklich hart.
Craig: Unsere Lieblingsart ist die italienische Variante. Die neapolitanische Art, die ist einfach dünn…
Hannah: So dünn.
Craig: Ja. Dünn und frisch, mit Mozarella…
Der Käse ist auch ganz anders als bei der amerikanischen Pizza. Es ist ein anderes Spiel.
Hannah: Es ist ein komplett anderes Spiel. Ich meine, die Chicago Style…
Craig: Ich meine, das ist keine Pizza…
Hannah: Nein, das ist eine Pastete.
Craig: Aber ich mag selbst die Stücke aus New York. Es ist schon witzig, wie verschieden Pizza ist.
Hannah: Sogar Pizza in New York ist so anders. Sie ist fettiger, um ein vielfaches fettiger. Weißt du, sie legen eine Art Papier zwischen die Pizza und den Teller, um das ganze Fett aufzusaugen.
Oh was?!
Hannah: In Italien machen sie das nicht. Da nimmst du dir die Pizza und es ist nur Mehl.
Craig: Ja, die ist einfach gesünder.
Hannah: Und der Teig, da ist einfach so viel weniger Teig. Wenn du die Pizza mit deinem Besteck schneidest, dann fällt sie auseinander wie… ich weiß es auch nicht.
Craig: Ja, die amerikanische Pizza ist sehr käselastig.
Hannah: Und der Käse ist viel besser (in Italien). Nicht wie Plastikkäse. Die amerikanischen Pizzen haben wohl meist diesen Plastikkäse. Ja, ja. Gute Frage (lacht).

Stellt euch vor, dass ihr euch in der letzten Nacht total betrunken habt.
Doch heute müsst ihr eine wichtige Show spielen.
Hannah, wie bringst du Craig wieder auf die Beine?

Hannah Merrick of King Hannah by Renes Redekiste

Hannah: Bei einem Kater? In der Vergangenheit – ich meine, wir machen das nicht, niemals, oder? Wir betrinken uns niemals. Aber in der Vergangenheit, wann auch immer Craig richtig betrunken war, habe ich sichergestellt, dass er ein großes Glas Wasser und Tabletten am Bett hat. Ich habe immer dafür gesorgt, dass er seine Tabletten und sein Wasser zu sich nimmt. Das wäre, was ich tun würde. Ich würde sicherstellen, dass er hydriert ist und vielleicht würde ich ihm sowas wie Crumpets machen (englisches Hefegebäck). Crumpets oder Toast oder etwas anderes kohlenhydrathaltiges, dass das absorbieren würde… Ich würde wirklich gut auf dich achten.
Craig: Das würdest du, ja.
Hannah: Ja, da bin ich gut drin (schmunzelt).
Und umgekehrt, Craig, was würdest du tun?
Hannah: Wirklich dasselbe.

Craig Whittle of King Hannah by Renes Redekiste

Craig: Dasselbe. Wenn sie einen Kater hätte, würde ich ihr Toast machen. Doch wenn das nicht mit Butter beschmiert wäre, dann würde sich mich gleich zurückschicken…

Passend zur vorigen Frage.
Was hält euch auf Tour bei Verstand?
Hannah: Ich denke, dass gute Organisation sehr, sehr wichtig ist. Bämm, bämm, bämm. Super organisiert zu sein und all das, das hilft viel. Das hält mich bei gesundem Verstand.
Craig: Wir wollen, dass die Show so gut wie möglich wird. Das beschäftigt uns schon sehr. Die meiste Zeit im Van, auf dem Weg zur Show, sprechen wir über die vorige Nacht und was wir besser machen könnten.
Jedes Mal?
Craig: Ja, ich würde sagen jedes Mal. Das geht dann ungefähr so: Oh, vielleicht sollten wir das ausprobieren, das sollten wir ausprobieren. Wir denken konstant über Wege nach, wir wir unsere Konzerte, den Sound der Show verbessern können. Ich denke, das hält uns fokussiert. Jeder Auftritt bedeutet uns etwas. Wir halten das nicht für selbstverständlich, diese Shows spielen zu können. Und weißt du, wir spulen nie einfach nur unser Programm ab. Wir versuchen immer jede Show so gut wie möglich zu machen.
Hannah: Noch eine Sache, die ich für super wichtig halte, ist, dass wenn du um 10:00 Uhr abends im Bett sein kannst, was niemals… es passiert einfach nicht. Aber weißt du, wenn es eine Nacht gibt, in der wir keinen Auftritt haben, dann mach das Beste draus und geh ins Bett.
Keine Feierei und all das.
Hannah: Nein, nein, nein, geh einfach ins Bett (lacht).
Craig: Wir sind zu alt dafür.

Schwimmt weiter

Quelle: YouTube, King Hannah

Big Swimmer ist gerade ein Jahr alt. Herzlichen Glückwunsch!
Ich denke, nun kann ich es fragen: Was kommt als nächstes?
Hannah: Nach dieser Tour haben wir noch ein paar willkürliche Konzerte, oder? Gute Shows. Das Paradiso gehört auch dazu. Wir werden mit der Arbeit an unserem dritten Album beginnen. Wir werden uns aber Zeit lassen. Ich möchte da nichts überstürzen.
Craig: Wir haben schon ein wenig geschrieben, nicht? Aber wir freuen uns darauf viel Zeit zu haben.
Hannah: Ja, Zeit und Raum.

Habt ihr jemals über ein Konzeptalbum nachgedacht?
Craig: Nicht wirklich. Ich meine, wenn du das kannst, dann ist es cool. Aber bisher haben wir nicht so gedacht.
Hannah: Nein. Aber wer weiß?
Craig: Wer weiß. Ich denke, es kommt auch auf das Ausmaß an. Denn Big Swimmer handelte viel von Amerika, aber wir hatten nie das Gefühl, dass wir über diese Amerika-Tour sprechen mussten. Da gibt es auch Songs, die gar nicht davon handeln. Wahrscheinlich hat es uns damals einfach inspiriert.

Ich muss das als Fan fragen.
Was hat euch zu Milk Boy (I love you) inspiriert?
Hannah: Nun, das ist eine wahre Geschichte. Aus Philadelphia. Daher kommt das. Weißt du, ich habe das schnell aufgeschrieben, damit wir uns zu Hause an die Details erinnern können.
Du hast die Atmosphäre dieses Moments eingefangen.
Hannah: Es ist beängstigend, oder? Man fühlt sich so: Woah! Es fühlt sich tatsächlich so an. Das ist gut. Ich bin froh, dass das auf den Tisch kommt. Gott, es hat jedem Angst gemacht (lacht).
Craig: Es war unser Bestreben, das einzufangen.

 

Quelle: YouTube, King Hannah

Interviews, einfach nur nervig oder spaßig?
Craigh: Oh, spaßig.
Hannah: Eine Freude, für immer ein Vergnügen.
Wirklich?
Hannah: Natürlich. Es ist wie der Traum. Du stellst es dir so lange vor, wie kannst du es dann nicht genießen?
Craig: Wenn wir ein Album rausbringen, dann gehen wir auf Pressetour und hören so viele Geschichten von Journalisten und Schreibern, über Bands, die gar nicht da sein wollen, wenn sie mit ihnen sprechen. Ich kann mir nicht vorstellen so zu sein. Wir sind so glücklich, dass Leute mit uns reden wollen (lacht).
Hannah: Ja. Und wir haben kein Recht dazu, das nicht zu tun, weißt du? Wer denken wir zu sein, das nicht zu tun. Es ist einfach nur dumm. Wir werden das für immer, immer, immer, immer tun.

Was ist, als Band, eure liebste Erinnerung?
Hannah: So schwierig.
Craig: Mein Gott. Ja.
Hannah: So schwierig.
Craig: Ich meine, da gibt es so viel.
Hannah: Das erste Mal New York auszuverkaufen war schon sehr besonders.
Craig: Ja, das war unser erstes Mal in Amerika, oder?
Hannah: Ja. Die erste Show im Amerika, in New York und es war ausverkauft. Und das war immer der Plan. Also das hat sich toll angefühlt.
Craig: Und auch die erste Show außerhalb des Vereinigten Königreiches, das war das Reeperbahn Festival in Hamburg. Ich meine, das war 2020. Wir waren so nervös dieses Konzert zu spielen. Erinnerst du dich?
Hannah: Ja klar!
Craig: Unsere Plattenfirma hat ihren Sitz in Deutschland und sie waren alle da. Also war es unser erster Auftritt im Ausland und das erste Mal, dass wir von ihnen gespielt hatten. Und als wir von der Bühne runter sind, waren wir offenbar sehr glücklich. Und jeder im Raum rief: King Hannah! Erinnerst du dich auch daran?
Hannah: Ja.
Craig: Das war so gut, wir dachten, oh, wir haben einen guten Job mit unserer ersten Show hier gemacht.
Hannah: Und sie war vor unserem Label, dem gesamten Label. Der Eigentümer von City Slang war da und er ist so groß, du kannst ihn nicht übersehen. Und unser Manager war auch da, unser Booker war da, jeder der uns unter Vertrag genommen hat, war zum ersten Mal dabei.
Craig: Weil eigentlich kommst du dir wie ein Hochstapler vor.
Hannah: Und es war ausverkauft.
Craig: Ja und es fühlte sich nicht so an, als wären wir eine richtige Band. Wir dachten, dass wir es nicht verdient hätten dort zu sein und nun wollten wir es nicht versauen.
Hannah: Aber wir wollten auch beweisen, dass wir dahingehörten. Verstehst du, wir waren so: Ihr habt uns unter Vertrag genommen. Wir werden euch beweisen, dass ihr uns aus gutem Grund unter Vertrag genommen habt. Wir sind hier. Lasst uns nicht fallen (lacht). Es war gut. Es war ein gutes Gefühl, weil es dich an deine Grenzen gebracht. Auf eine gute Art.

Danke fürs Festhalten des Mikros.
Hannah: Ich meine, ich bin das gewöhnt, da ich die Sängerin bin.
(lacht)

Und danke für alles andere. Die Konzerte vor drei Jahren, eure Lieder und natürlich eure Zeit. Danke und hört nie auf zu schwimmen!

King Hannah by Renes Redekiste Split Image

King Hannah, Knust 2025.

 

 

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